Nachdem wir 2 Tage vorher schon umsonst am Bahnhof waren, um Tickets nach Udon Thani zu kaufen, waren wir diesmal pünktlich um 6 Uhr morgens am Schalter. Für den Zug, nur 3. Klasse, konnte man sympathischerweise nur direkt am gleichen Tag ein Ticket kaufen und wir fanden auch direkt einen schönen geräumigen Vierersitz für uns. Normalerweise kennen wir Zugfahren in Thailand als sehr gemütlich, aber recht zuckelig. Diesmal war es für thailändische Verhältnisse rasend schnell. Der Zug war zwar ultralaut, aber die Strecke inklusive Bahnhöfe scheinbar brandneu, so dass wir die fünfstündige Fahrt tatsächlich pünktlich über die Bühne brachten. Dass es kein Bier mehr in Bussen und Bahnen gibt, daran hatten wir uns mittlerweile gewöhnt, obwohl wir die schönsten Nachtzugfahrten ever hatten, inklusive Karaokeparty im Bordrestaurant mit den angestellten Ladyboys. Diesmal ging es sehr gesittet zu und irgendwann kamen dann auch die so ersehnten Essenswagen. Alles in allem war die Fahrt für 4 Euro für alle Beteiligten echt ein super Schnäppchen.
Wor hatten auf dem Weg extra ein Hotel mit großem Wasserpark für Emmchen rausgesucht, wohl wissend, dass es etwas außerhalb wäre. Da wir von Udon Thani aber eh nicht viel erwarteten, war das für uns ok. Allerdings hätten wir nicht gedacht, dass am Bahnhof keiner weiß, wohin wir wollen. Karten lesen kann hier wirklich kaum jemand. Das macht mich immer wahnsinnig, weil ich die Tuktuk Fahrer immer navigieren könnte, aber leider scheitert das an der Sprachbarriere. Irgendwann stand dann der komplette Bahnhof in einer Traube um uns herum und gemeinsam konnten sie dem Fahrer dann doch den richtigen Weg weisen. Wir ahnten schon, dass Udon Thani für uns ein Transportproblem werden wird. Das Hotel zwar an der Umgehungsautobahn gelegen war sehr modern und trotzdem ruhig und hatte einen wirklich atemberaubenden kostenlosen Wasserpark inklusive. Emmchen flippte aus vor Freude. Direkt sprang sie in für sie knietiefes Wasser, robbte ausgelassen auf allen Vieren herum und übersah die aufgeplatze Farbe auf dem Beckenboden. Sekunden später riss sie sich den Fuß etwas daran auf, schrie wie am Spieß und wir mussten erstmal Jod und Pflaster organisieren. Um von dem schmerzenden Fuß abzulenken, nutzten wir erstmal das doch recht westlich und fade Mittagsbuffet und hofften, dass die Zeit alle Wunden heilt. Das Chlor brannte natürlich, aber nach heftigem Zureden, überwand sie sich und der Spaß am Wasser ließ den Schmerz vergessen. Hier machten wir das erste Mal Bekanntschaft mit einer im Isan üblichen Spezies: Westliche Früh- oder Spätrentner mit thailändischen Frauen. Hans und Franz aus Deutschland waren hoffnungslos vereinsamt, nervten ohne Ende und nach ein paar Sätzen hatten wir kaum mehr Lust uns noch weiter mit ihnen zu unterhalten. Emmchen übertraf sich selbst, sprang vom Beckenrand und schwamm wie eine Weltmeisterin und der nicht schwimmen könnende Hans im Schwimmreifen dümpelnd, staunte nicht schlecht. Da verschlug es ihm zum Glück die Sprache. Nachmittags wollten wir dann nochmal in einen Park und zum Nachtmarkt, aber das Hotel bot nur überteuerte Limousinen zum Chauffieren an. Darauf wollten wir uns nicht einlassen und wanderten Richtung Autobahn. Am Parkplatz hielt direkt eine nette Thailänderin und nahm uns kostenlos mit in die Stadt. Es war gefühlt noch nie so heiß wie an diesem Tag und wir entdeckten einen skurrilen Park mit großem Spielplatz, riesigen Fischen zum Füttern, überdimensionaln Quietscheentchen im See und vielen sportlichen Menschen. Wir ließen uns zu einer verschwitzten Runde Tretboot überreden und erwischten das langsamste Tretboot der Welt. Was hatten wir anschließend Durst auf ein eiskaltes Chang Bier. Um den Park herum fanden wir nur Saftbuden mit wahrscheinlich viel zu süßem Gesöff. Die Menschen saßen alle brav bei Wasser oder Saft, aber noch kam uns das nicht so seltsam vor, redeten wir uns doch ein, bei den ganzen Joggern, Gehern und Treetbootern, dass dies so etwas wie das Gesundheits- und Wellnessviertel Udon Thanis sei. Zum Glück fanden wir ein Tuktuk zum riesigen Nachtmarkt. Hier dämmerte es uns dann langsam, dass irgendetwas nicht stimmte. Viele Läden hatten zu und es bot uns tatsächlich keiner unser heisersehntes Bier an. Emmalie bekam noch ein kleines Kuscheltier als Trostpflaster für ihren noch immer etwas schmerzenden Fuß. Damit ging es schon besser. Mit geschultem Blick erkannten wir an einem Stand eine offen erscheinende thailändische Familie, die in Zeitungspapier eingewickelte Getränke tranken und witterten unsere Chance. Sie verhalfen uns zu unserer halblegalen heimlich eingewickelten Erfrischung unter der Ladentheke. Es stellte, sich heraus, dass die nächsten zwei Tage ein buddhistisches Fest gefeiert wird, an dem kein Alkohol ausgeschenkt oder verkauft werden darf. Die Thailänder deckten sich zuvor vorausschauend mit Thai Whiskey ein. Nur wir wurden davon völlig überrascht. Wir ahnten auch noch nicht, wir sehr uns diese religiöse Feierlichkeit uns am nächsten Tag noch treffen würde. Zumindest ging es sehr zeitig ins Bett. Das Aua an Emmchens Fuß wurde mit Salben aus der Apotheke behandelt und wir hofften inständig, dass sich der Kratzer nicht entzünden würde.
Irgendetwas bahnte sich bei Emmchen an. Bei Anstrengungen, die bei unserer doch recht aktiven Tochter schwer zu vermeiden sind, hustete Emmchen mehr und mehr, aber hauptsächlich nachts wurde es zwischenzeitlich wirklich etwas beängstigend. Es war ein urplötzlicher trockener Hustenanfall, der sich kaum beruhigen ließ. Trotz Verbot meinerseits, Krankheiten zu googeln, weil man am Ende immer beim Krebs oder so landet, lautete Mellis Googlediagnose Pseudokrupp. Einem recht harmlosen Husten, der sich aber teilweise sehr bedrohlich anhört. Wir wollten es zunächst mal am nächsten Tag beobachten, weil Emmchen sich selbst während dieser Attacken nicht schlecht fühlte oder gar Fieber hatte oder ähnliches und tagsüberg ging es ihr bis auf den Fuß blendend. Mehr Hustenanfälle gab es nicht zu vermelden und am nächsten Morgen brachte uns dann die überteuerte Hotellimo zum Busbahnhof. Ziel war Loei westlich vob Udon Thani und geplant war ein Zwischenstopp an einem Höhlenkloster. Wir ahnten noch nicht, dass dieser Tag einer unserer schrägsten Reisetage überhaupt werden sollte.
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