Routenverlauf der Reise

Dienstag, 1. Januar 2019

Last but not least

Dieser letzte Blogeintrag unserer achteinhalb Monate langen Weltreise kann nur eine Liebeserklärung an unsere Tochter Emmalie sein, die wir die Zeit über ohne sie vorher gefragt zu haben, mitgeschleift haben. Am Ende können wir natürlich weder behaupten, ob es ihr geschadet hat oder geholfen oder ob sie es überhaupt mitgemacht hätte, wenn sie es hätte entscheiden können.
Der Wunsch einer langen Reise war schon seit ewig in uns gereift, lange bevor an Emmalie überhaupt gedacht war. So planten wir schon vor Jahren ein Sabbatical, sparten an, träumten schon ein bisschen von der Welt, freuten uns auf das Jahr Auszeit und harrten entspannt des nächsten Jahres ab und dann kam plötzlich Emmchen um die Ecke und verhagelte uns die Reise. Wir beschlossen das Ganze ein wenig nach hinten zu schieben und es dann später mit Kind durchzuziehen. So sollte es sein. 
Dass es dann tatsächlich so reibungslos funktionierte, hätten wir nicht für möglich gehalten. In all den achteinhalb Monaten war keiner von uns wirklich krank, niemand war beim Arzt und größere Schwierigkeiten oder Streiks blieben aus. Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüche, Überschwemmungen und Wirbelstürme sind immer knapp an uns vorbei gezogen, Unfälle haben wir links liegen gelassen und auf all unseren Reisen hatten wir nur eine wirkliche Flugverspätung.
Diesen letzten Blogeintrag wollen wir dafür verwenden, um mit einigem Abstand so etwas wie ein "Best Of" unserer Eindrücke jedes Landes versuchen zusammenzufassen.
Erste Etappe unserer Reise war Südchina. Obwohl dieses Land gleich zu Anfang ein ziemlich herausforderndes war und mit einigen Ecken und Kanten gesegnet ist, zieht es uns auf jeden Fall nochmal dorthin. Allerdings werden wir nicht noch einmal den Fehler machen und zur chinesischen Hauptreisezeit dort aufschlagen. Ein riesiges Highlight des Monats in China war auf jeden Fall die uns so weit entfernt scheinende Kultur, die für uns teilweise groteske Züge annahm. Angefangen bei quakend plärrenden Gesängen und ungelenken Massentänzen in öffentlichen Parks, über die Essensgewohnheiten und dem Hang zum Lemmingverhalten bis hin zu den wirklich gravierenden Sprachbarrieren, die selbst bei der Zeichensprache nicht Halt machten. Was waren wir froh, endlich aus den riesigen Millionenstädten, von denen wir teilweise in Deutschland noch nie etwas gehört hatten, rauszukommen und endlich europäische Gesichter an einem wuselnden Bahnhof auszumachen. Dies war der Start einer wunderbaren Reisefreundschaft mit Carla und Ingrid aus Barcelona, mit denen wir uns plötzlich in der Fremde auf sicherem Terrain fühlten. Vielen Dank für die großartigen und witzigen Momente und Erinnerungen voller Lachen und Staunen. Wir sollten uns bald mal wieder sehen. Mellis Highlight war das Mopedfahren durch die Fantasiewelt um Yangshuo und die Reisterrassen von Longsheng. Emmalie vermisste mit Sicherheit einige Spielplätze, das Meer und andere Kinder, aber dafür war sie fasziniert von den vielen verschiedenen exotischen Tieren, die leider meistens als Auslage vor den Restaurants auf ihre Erlösung warteten.
Vietnam war das Kontrastprogramm zu dem trotz der Verrücktheit ziemlich strikten und teilweise ziemlich spaßbefreiten konservativen Art der Chinesen und erleichterte uns mit dem nötigen asiatischen Chaos und der Lebensfreude, die wir so an Asien schätzen. Das Reisen dort war unkompliziert, die Menschen freundlich und aufgeschlossen, das Essen besser und es gab Spielplätze mit angrenzender Bierbude. Die bequemen Busse bringen einen für wenig Geld über Nacht durch das komplette Land und selten gab es Kommunikationshürden. Hanoi als erste Station war faszinierend chaotisch, kleinbürgerlich und weltoffen zugleich. Landschaftlich war Vietnam absolut vielseitig und die Highlights waren auf jeden Fall Ninh Binh, der gebirgige Norden, das mit ursprünglichen Stammeskulturen bewohnte zentrale Hochland und die touristenfreien Traumstrände rund um Quy Nhon. Zum Glück waren hier auch wieder mehr Reisende unterwegs und wir machten einige nette Bakanntschaften auf unserem Weg Richtung Süden. Hoch im Norden trafen wir auf ein weltreisendes Paar, mit denen wir im Laufe der Reise immer wieder in regen Kontakt waren und wir uns gegenseitig mit wertvollen Tipps weiterhalfen. Danke, Owen und Emily für die fantastischen Augenblicke. Vielleicht läuft man sich ja irgendwo in der weiten Welt wieder über den Weg. Spaßig wurde es mit Alynne und ihren Reisefreunden in der Halong Bucht, die uns in der Lachgasbar einen abwechslungsreichen Abend bescherten. Absolute Gastfreundschaft erlebten wir mitten im Nirgendwo des zentralen Hochlandes in Kontum, bei TomTom und Lien Phan, die uns einfach mal spontan zum  Abendessen zu sich an den Tisch holten und uns souverän in die stolze und verletzte vietnamesische Seele eintauchen ließen. Das erste Mal bekamen wir einen authentischen Einblick in die kontroverse kommunistische Politik Vietnams. Nach einem etwas einsamen Geburtstag im ausgestorbenen Fischerdorf, feierten wir beim Lagerfeuer am Strand mit Alan und James ausgiebig nach und sie retteten mir damit meinen Tag und zerstörten den darauffolgenden.
Der nächste Stopp an einem der schönsten Strände Asiens brachte Emmalie mit Timotheu endlich einen echten Freund auf Zeit und uns einen wahnsinnig netten Freund, Matthias den Auswanderer  aus Enkheim, die uns kürzlich sogar in Frankfurt auf dem Spielplatz besuchten.
In Vietman begann Melli außerdem eine intensive Beziehung zu den Sandfliegen, die sie bis ins südliche Thailand begleiten sollten. 
Als nächster Stopp stand Kambodscha auf dem Plan, das wir allerdings in unter 2 Wochen abgehakt hatten. Vor Jahren schon einmal in Kambodscha wollten wir diesmal das von Massentourismus überlaufene Angkor Wat umgehen und hielten uns an der Küste nordwärts Richtung Thailand. Leider ist gefühlt die komplette kambodschanische Küste in chinesischen Händen und gerade im erschreckenden Umbruch. Unser Highlight war in Kambodscha war auf jeden Fall die kleine traumhafte Insel Koh Rong Sanloem, die noch relativ ruhig und ohne chinesische Massenaufläufe daher kommt und mit traumhaften Stränden aufwarten kann. Auch das beschauliche Kampot und seine gemütlichen Unterkünfte am Fluss haben uns gefallen. Aufgrund unseres doch recht kurzen Aufenthalts war hier kaum Zeit für nähere Kontakte, so dass wir hier uns selbst überlassen waren.
Anschließend ging es in unsere gefühlte zweite Heimat Thailand, die wir in unserem Leben schon bestimmt 15 Mal besucht hatten. Es fühlte sich gut an, wieder anzukommen und bekannte Laute, Orte und für Melli Gerüche wahrzunehmen. Das erste Mal waren wir an der Ostküste an der Grenze zu Kambodscha und waren total angetan von Trat und der umliegenden traumhaften Inselwelt. Selbst auf der Sandfliegenhochburg Koh Mak fanden wir es wunderschön. Hier lernten wir den gastfreundlichen Guesthousebesitzer und Lebemann Jack kennen und in Trat den deutschen ausgewanderten Friseur Mango, mit dem wir einen intensiven Abend verbrachten. Vor zwei Tagen haben wir unsere nächste große Reise in den Sommerferien gebucht, die uns diesmal in den Nordosten Thailands führen soll und an diesem wundervollen Fleckchen Erde enden soll. Ein weiteres absolutes Must ist Koh Bulon Leh, wo wir noch ein Inselleben führen konnten wie vor 20 Jahren. Thailand ist immer auch ein verheißungsvolles Pflaster für viele tolle neue Freundschaften. So verbrachten wir einige herrrliche Tage in Khao Lak und Koh Lanta mit Tamara, Daniel und ihren zwei Kids. Emmalie fand in Jonas einen echten Freund zum Pferdestehlen und wir verstanden uns mindestens genauso prächtig mit seinen Eltern. Zur gleichen Zeit lernten wir noch Annett und Hugo aus den Niederlanden kennen, die wir sicher mal mit ihrem Foodtruck auf einem Festival wiedersehen werden. Es waren wundervolle Tage mit euch und wir denken immer noch wahnsinnig gerne an unsere gemeinsame Zeit zurück. Unsere neue Trauminsel Koh Bulon Leh bescherte uns noch weitere spannende neue Kontakte. Von den warmherzigen etwas durchgeknallten Althippies Irene und Robert, bis zu einer fantastischen abenteuerlustigen dänischen Familie mit Dorthe, Rune und Birgitte, deren Sohn von einer Schlange gebissen wurde war alles dabei.
Die nächste Etappe war dann schon Indonesien, wo uns Sassi und Fakir aus Frankfurt besuchten. Wir hatten drei aufregende Wochen inklusive rasanten Mopedtouren, Vulkanausbruch, Tauchgängen und Hippiecamps und waren begeistert, mal wieder auf bekannte Gesichter aus der Heimat zu stoßen. Vielen Dank, dass ihr uns ein Stück weit nach Hause gebracht habt. Neben diesem Highlight waren wir etwas abgeschreckt von dem Touristenhype und der Transportmafia, die  Bali mittlerweile im festumklammerten Griff hat und waren erleichtert, auf Flores ein Stück relativ geborgenes Indonesien vorzufinden. Die Tauchplätze um Komodo waren die besten, die wir je besucht hatten. Danke, Nicolas, für die märchenhaften Tauchgänge. Einen Kurzbesuch stattete uns Christina, eine Freundin aus Köln, ab und unsere Zeit während eines gemeinsamen Reisezwischenstopps reichte immerhin für ein kühles Freundschaftsbier und ein kurzes knackiges Gespräch.
Australien stand dann ganz im Zeichen des Besuchs meiner Eltern. Landschaftlich beeindruckt haben uns sicherlich die Weite der Landschaft, die Vielseitigkeit und dieser Endruck machte Lust auf Mehr. Die gut drei Wochen reichten nur für einen kurzen Einblick in dieses faszinierende riesige Land. Definitiv müssen wir nochmal herkommen. Schwierigkeiten bereiteten uns nur die plötzlich so strenge Disziplin in allen Belangen und nach dem chaotischen Asien mussten wir uns hier erstmal wieder dran gewöhnen. Einige Höhepunkte für uns waren ein Tauchgang am Wolf Rock auf Tuchfühlung mit zig Haien und Frazer Island. Dank meinen Eltern als Babysitter genossen wir ein paar Stunden Zweisamkeit. Es tat mal wieder gut, mit meinen Eltern vertraute Gesichter um sich zu haben und auch für Emmalie war dieser Besuch etwas ganz Besonderes, sich von Oma und Opa mal wieder verwöhnen zu lassen.
Anschließend folgte mit Neuseeland ein weiteres Highlight unserer gesamten Reise. Zum ersten Mal reisten wir mit einem Camper durch die Gegend und es tat gut, mal wieder selbst zu kochen, ein kleines Zuhause dabei zu haben und unabhängig zu sein. Landschaftlich beeindruckte uns die Südinsel mit ihren Urwäldern, Bergen, Delfinen, Seelöwen und Walen am meisten, aber auch der Norden hatte einiges zu bieten. An Abwechslung ist Neuseeland kaum zu überbieten. Für Emmalie war Neuseeland ein Kinderreisetraum dank modernster Spielplätze an jeder Ecke und vielen neuen Reisebekanntschaften im gleichen Alter. So lernten wir schnell viele nette Reisende kennen. Mit Sandy, Tabea und Sebastian machten wir fast die komplette Südinsel unsicher und genossen gemütliche Abende am Campingplatz. Vielen Dank für die schöne Zeit.
Immer wieder liefen uns Mareike und Daniel mit ihren zwei Kindern über den Weg und wir konnte uns gegenseitig häufig mit Tipps zur Weiterreise versorgen.
In Lucy fand Emmalie eine Freundin zum Pferdestehlen und wir waren erleichtert, dass die Eltern Robert und Steffi mindestens genauso sympathisch und nett waren wie ihre Tochter. So war es eine WinWin-Situation und wir reisten ein Stück gemeinsam über die Nordinsel.
Nach dieser langen Zeit in einem Land, das unserem Geschmack nach ein wenig zu konservativ und spießig war, fanden wir auf den Fidschis wieder den Hauch von Travellerfeeling, das wir seit Asien so vermisst hatten. Traumhafte Strände, Miniinseln wie aus dem Bilderbuch und ein paar tolle Tauchgänge und wirklich nette aufgeschlossene Insulaner machten uns das Leben hier leicht.
Unsere nächste Destination, die mehr aus der Not geboren war, weil wir nicht so genau wussten, wohin danach, entpuppte sich als Juwel. Wenn Samoa nicht am anderen Ende der Welt liegen würde, würden wir da definitiv häufiger hinreisen. Relativ ab von der üblichen Touristenroute fanden wir hier noch authentisches polynesisches Inselleben vor in wahnsinnig schöner Landschaft und vielen gastfreundlichen Menschen. Immer wieder liefen uns die gleichen Reisenden über den Weg, weil Samoa wirklich ein Dorf ist.
Mit Hawaii hatte uns die Zivilisation schlagartig wieder zurück, aber Big Island überraschte mit Aussteigern und Hippietum und aufregender Landschaft. Zum Glück war dann die Kultur außerhalb von Waikiki und Honolulu nicht ganz so amerikanisch, wie wir es befürchteten. Ein Highlight war auf jeden Fall die direkte Sicht in den brodelnden Lavasee, die schildkrötenverseuchten Strände und mein außerirdischer Nachttauchgang. Unsere Unterkunft samt herzlichen Gastgebern auf Big Island zählt sicherlich auch zu den Highlights der Reise.
Als letztes Ziel vor der Rückkehr stand noch San Francisco auf dem Plan und begeisterte uns mit seiner Vielseitigkeit, Offenheit und den vielen Sehenswürdigkeiten auf geballtem Raum. Hier liefen wir uns nochmal die Füße wund, bevor es dann ein allerletztes Mal in den Flieger ging in Richtung Heimat.

Nur Xavier, der Verschwörungstheoretiker, hatte behauptet, dieser Weg wird kein leichter sein. Für uns war er leichter, als erhofft, denn alles funktionierte tatsächlich besser als erwartet. Gerade mit Emmalie lief es wie am Schnürchen und wir sind ihr auf ewig dankbar, dass sie so ein unkompliziertes Reisekind ist. Hoffentlich behält sie sich die Lust und Offenheit für die Fremde ihr ganzes Leben lang bei und wir haben dazu vielleicht ein Stückchen mit beigetragen und sie nicht vom Reisen abgeschreckt. 
Trotz der intensiven Reiseerfahrungen ist das Fernweh in uns nicht abgeklungen, aber wir schätzen nun auch umso mehr unseren sicheren Hafen in Deutschland. Die nächste längere Reise mit Emmalie ist schon gebucht und wird uns in den Nordosten Thailands führen. Vielleicht geht unser Blog ja dann in eine Fortsetzung. 
Vielen Dank an alle Leserinnen und Leser! In erster Linie war unser Geschreibe für uns selbst als Erinnerung, aber es freut uns natürlich riesig, wenn auch andere an unseren Reiseerfahrungen teilhatten und Spaß hatten. 




2 Kommentare:

  1. Spannender Bericht,wann kommt denn der nächste Artikel raus?

    Mag euren Blog im Übrigen sehr. :)

    LG Julia

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    1. Hallo Julia, wow, das freut uns riesig! Sind ja im Moment leider wieder daheim, aber ab Mitte Juli für 4 Wochen im Isan in Thailand unterwegs. Vielleicht lassen wir unseren Blog ja mit der Reise dann wieder aufleben. Danke fürs Dabeisein und Lesen! Liebe Grüße aus dem tropischen Frankfurt. Kasi, Melli & Emmchen

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