Über den Flug nach Hawaii machten wir uns im Vorfeld mehr Gedanken, als es dann tatsächlich notwendig war. Wochen vor der Abreise füllten wir online das berühmte Formular aus, indem wir versicherten, dass wir keine Terroristen seien und schon klappte die Einreise in die USA problemlos. Wir kamen spät in der Nacht an und nahmen uns daher ein Taxi vom Flughafen zu unserer ersten Unterkunft in Waikiki Beach. Die Schnauze voll von überteuerten Schickimickiunterkünften mit unfreundlichem Personal buchten wir ein paar Tage im Vorraus ein Zimmer in einer sehr günstigen Unterkunft in zentraler Lage und klassischem Bates-Motel-Look für die ersten drei Nächte. Dort angekommen erwartete uns kein Norman, sondern ein junger übernächtigter Kerl, der uns freundlich und ohne Not das Zimmer für die erste Nacht umsonst gab. Er zeigte uns noch den DVD-Ausleihautomat mit den Worten "damit die Kids mal abgelenkt und ihr eure Ruhe habt" und wir waren selig in Amerika angekommen. Die etwas missliche Kommunikation in unserer letzten Bleibe auf Samoa war längst vergessen. Wir fielen erschöpft ins Bett.
Der nächste Tag stand unter dem Motto "Organisation und ein bisschen was zum Gucken". Wie paralysiert schlenderten wir durch den Konsumtempel Waikiki und realisierten, dass wir so einen Überfluss an bunten Geschäften und vollen Restaurants schon lange nicht mehr gesehen haben. Zuletzt in Australien war es annähernd vergleichbar. Der erste Weg, wie bisher fast immer auf unseren Reisen, sollte uns eine einheimische SIM-Karte fürs Handy bringen. Nie waren wir zuversichtlicher, diese schnell zu bekommen, aber noch nie war es mühsamer als hier. Als wir nach 2 Stunden wirklich schon alles selbstständig abgegrast hatten, gaben wir unserem Ego verzweifelt einen Ruck und fragten eine mobile Touristeninformation. Diese wirkte unheimlich inkompetent und unsicher, da sie einmal schon sehr alt, wenig technikaffin und dann auch noch scheinbar frisch aus Asien immigriert mit starkem Akzent war, aber wir staunten nicht schlecht, als sie uns tatsächlich in das weit und breit einzige für Handyequipment und Software spezialisierte Geschäft lotste. Manchmal lohnt es sich, seinen Stolz zu überwinden und auch in Zeiten von Google mal eine echte fleischgewordene Person zu fragen.
Der nächste Auftrag für uns lautete, einen Mietwagen für die kommenden Tage zu organisieren. Ich fragte dann doch wieder Google und machte eine laut Rezensionen zwielichtige, aber günstige Vermietungsfirma ausfindig und die Suche ging aufs Neue los. Am Ende war das Büro im ersten Stock eines der vielen charakterlosen Hotelbunker Hawaiis untergebracht und Saul Goodman persönlich begrüßte uns am Tresen. Als er uns den Preis für das günstigste Auto nannte, drehten sich uns die Mägen um. Saul war uns eigentlich immer der liebste Breaking Bad Charakter und so kamen wir anschließend locker ins Gespräch. Er klärte uns auf, wie das Geschäft hier läuft und dass man in Waikiki oder Honululu durch die hohen Mietkosten keine günstigen Wagen finden würde. Er empfahl uns zum Flughafen zu fahren. Ohne Eigennutz und ganz Saul-Goodman-untypisch tippte er in seine Tastatur und reservierte uns in einer Schwesterfiliale am Flughafen ein unglaublich günstiges Fahrzeug in zwei Tagen zum Drittel des vorigen Preises. Er konnte es selbst kaum fassen und beglückwünschte uns zu diesem Fang.
Erleichtert setzten wir unseren Stadtspaziergang fort, erschreckten uns ein wenig über die vielen Obdachlosen und Spinner auf den Straßen, shoppten ein paar neue Klamotten und fanden uns schließlich am unglaublich vollen und echt recht hässlichen Waikiki Beach wieder. Hier spielte in einer Strandmuschel eine Rentnergruppe hawaiianische Lieder auf der Ukulele und das war das eindeutige Highlight dieses Strandbesuchs. Da für den nächsten Tag Regen vorhergesagt war und wir Emmchen noch eine Freude bereiten wollten, besuchten wir, das noch gute Wetter ausnutzend, den Zoo. Dieser war sehr sehenswert und die Gehege ausreichend groß und Emmalie hatte riesigen Spaß mit den Ziegen im Streichelzoo und dem Spielplatz.
Wir konnten unser Glück kaum fassen, als wir für den Abend auch noch einen Jakuzi im Garten unseres Motels entdeckten. Ein anstrengender Orgatag fand so ein entspanntes Ende.
Der Wetterbericht hielt, was er versprochen hatte und es goss aus Eimern. Unser Frühstück nahmen wir in einem zu einem Supermarkt gehörenden Cafe ein. Hier gab es für jeden etwas und Melli fand endlich mal wieder etwas Joghurt. Dies sollte unser Frühstücksort der nächsten Tage werden: schnell, günstig und lecker.
Wir planten einen Besuch im kleinen städtischen Aquarium, das eigentlich nicht weit entfernt war, aber aufgrund des Starkregens entschieden wir uns für ein Uber. Diesmal ohne Probleme schafften wir es dorthin und standen erstmal ewig in der Schlange. Ansonsten war das Aquarium wirklich empfehlenswert, da es sehr familiär und lehrreich aufbereitet war. Leider waren wir relativ schnell damit durch und es regnete immer noch in Strömen. Wir ließen uns mit dem nächsten Uber bis nach Honolulu ins Kindermuseum fahren und das erste Mal erwähnte der Fahrer etwas wie einen fehlenden Kindersitz und hohe Strafen. Wir waren uns ziemlich sicher auf Hawaii weder ein Taxi noch ein Uber mit Kindersitz zu finden und so waren wir dankbar über sein zugedrücktes Auge.
Das Kindermuseum war dann der reinste Kinderwahnsinn und hatte für alle Altersklassen etwas zum Mitmachen zu bieten. Wir verkleideten uns, drehten Trickfilme, bauten wacklige Legotürme, kletterten durch einen ganzen menschlichen Körper und kamen, wie es sich für ordentliche Eltern gehört, selbst etwas zu kurz. Zum Glück konnten wir es am Abend wieder gutmachen und fanden ein authentisches kleines koreanisches Restaurant gleich ums Eck unseres Motels und genossen die Happy Hour. Nach dem Bezahlen bekam man ein Holzstöckchen und ein Tütchen Zucker in die Hand gedrückt und wurde vor die Tür zu einer wundersamen Maschine geschickt. Nach nahezu endlosen Versuchen, war es mal wieder Zeit unseren Stolz hinten anzustellen und eine Bedienstete half uns weiter. Die Maschine stellte sich als Zuckerwatteautomat heraus und Emmalie kostete ausgiebig die leckeren Wolken. Als die halbe Zuckerwatte dann mit ihren Haaren verklebt war, mochte sie sie dann plötzlich nicht mehr. Irgendein Lerneffekt ist immer.
Gespannt auf unseren nächsten Tag in neuer Unterkunft und unser Mietauto fielen wir erschöpft aber glücklich ins Bett.