Diesmal waren wir früher am Pier und der Bootsmann hatte noch keinen Feierabend. Also brauchten wir nicht zu winken. Die Typen aus dem Dorf kontaktierten ihn per Handy und prompt kam er. Beim Inselbesitzer ließen wir unser Auto vor dem Haus stehen und stiegen in das kleine Boot. Wir schipperten über kristallklares türkises Wasser voller Schildkröten, die der Kapitän geduldig aufspürte und zeigte. Wir erreichten die klitzekleine Insel, die tatsächlich nur aus einem wunderschönen Strand, einem dschungelbewachsenen Berg und 15 kleinen Fales direkt am Wasser bestand. Das sollte unsere erste Nacht in einem traditionellen samoanischen Fale werden. Emmalie musste etwas überredet werden, da ihre Ansprüche sich stetig steigerten und sie hin und wieder auch mal nach Badewanne und Kühlschrank verlangte. Es wurde also Zeit, sie wieder etwas zu entwöhnen und ihr wieder den Boden der Tatsachen näher zu bringen. Hier waren wir für dieses pädagogische Großprojekt goldrichtig.
Die einzigen Gäste, ein Pärchen und zwei junge Damen, verabschiedeten sich gegen Mittag von der Insel. Die beiden hatten wir zwei Tage zuvor schon am Strand von Lalomanu kennen gelernt und schlugen ihnen vor, sie zum Pier mitzunehmen. Sie wollten dann allerdings schon einen Tag früher auf die Insel und so trafen wir uns kurzzeitig hier wieder. Der kurze Augenblick genügte, um festzustellen, dass sich die beiden hoffnungslos zerstritten hatten und gerade nicht mehr miteinander sprachen. Keine schöne Vorstellung auf so einer kleinen Insel mit so wenigen Gesprächsalternativen. Eine von ihnen berichtete uns von ihren Plänen, ohne die Freundin zu einem Ort an der Südküste Samoas unterwegs zu sein. Dort wollten wir in den nächsten Tagen auch noch hin. Diese ständigen Begegnungen mit den gleichen Reisenden war wirklich einzigartig auf Samoa. Das ganze Land fühlte sich an wie ein kleines familiäres Dorf voller bekannter Gesichter.
Als die vier Inselbewohner das Domizil verließen, hatten wir das Paradies für einige Stunde ganz für uns allein. Wir nutzten die Zeit zum Baden, Seesterne bestaunen, mit kaputter Maske schnorcheln und machten Bekanntschaft mit einer Landkrabbe von gigantischem Ausmaß, die scheinbar in und um den Essensbereich sesshaft war. Diese riesigen Viecher trafen wir danach auf Samoa immer wieder. Sie leben in selbst gebuddelten Erdhöhlen und wir erfuhren auf Nachfrage bei den Einheimischen, dass die Samoaner die Krabben in ihren Speiseplan integriert haben. Ziemlich eklige Vorstellung. Für Emmalie war die Krabbe eine nette Spielkameradin und wir waren erleichtert dadurch mal für einige Minuten nicht Elsa und Anna aus Frozen spielen zu müssen.
Am Abend kam dann doch noch eine Gruppe von vier Medizinstudentinnen aus aller Welt auf die Insel, die ihr Praxisjahr in dem einzigen Krankenhaus Samoas in Apia verbringen. Zunächst waren wir etwas enttäuscht doch nicht die ganze Robinsoninsel für uns alleine zu haben, aber als nach dem Abendessen die Köchin mit den zwei Angestellten auf dem einzigen Boot die Insel verließen, waren wir dann doch erleichtert, nicht ganz alleine zu sein. Das beklemmende Gefühl, alleine ohne Boot auf einer unbewohnten Insel mit Riesenkrabben fest zu sitzen, wurde uns durch die Anwesenheit von vier Ärztinnen doch gemildert. Abends saßen wir beim Kartenspiel zusammen, als plötzlich im Dunkeln zwei Gestalten mit Taschenlampen erschienen. Wir hatten ein ankommendes Boot weder gesehen noch gehört. Die Fremden reagierten nicht auf unsere Ansprachen und in uns machte sich etwas Sorge breit. Als einziger Mann in der Gruppe sah ich mich schon im Kampf mit großgewachsenen Hünen aus Samoa und keine Chance auf irgendeine Hilfe vom Festland.
Zum Glück waren es nur die schweigsamen wieder gekehrten Mitarbeiter der Insel ohne Englischkenntnisse, die sich für die Nacht in ihr Hüttchen verzogen. Ansonsten war die Nacht sehr ruhig, auch wenn Melli jedes Mal einige Probleme hat, so direkt über dem rauschenden Meer einzuschlafen. Luxussorgen!
Am nächsten Morgen lernten wir die Herrin der Insel kennen, die mit dem Bootsmann angeschippert kam. Sie hat die Faleanlage aufgebaut und ihre zwei Söhne größtenteils auf der Insel großgezogen. Sie erzählte uns von ihren Erlebnissen während des Tsunamis. Sie rettete durch ihre Umsichtigkeit eine ganze Schulkasse, die zu der Zeit auf der Insel nächtigten, indem sie die Gruppe gerade noch rechtzeitig auf den einzigen Berg der Insel trieb. Von oben musste sie dann mit ansehen, wie das Meer innerhalb von Sekunden sämtliche über Jahre errichteten Einrichtungen der Insel mit sich riss. Ihre Familie hatte im Gegensatz zu Anitas Familie keine Toten zu beklagen. Die Geschichte von Anita ist aber in ganz Samoa bekannt.
Sie berichtete uns weiter von der Möglichkeit, die Insel bei Ebbe zu Fuß zu umrunden. Ihre Söhne hätten das ständig gemacht und würden auf der anderen Seite zur Ruhe finden und manchmal auf dem offenen Meer Wale sichten. Gesagt getan nutzten wir die Ebbe und machten uns auf den Weg durchs Wasser zu waten. Schon bald wurde der sandige Boden steinig, das Wasser immer tiefer und ich musste Emmalie auf die Schultern nehmen. Auf dem unebenen Steinboden im hüfthohen Wasser war das gar nicht so einfach. Als wir uns der anderen dem offenen Meer zugewandten Seite der Insel näherten wurde das Wasser immer rauer und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis wir samt Emmalie auf der Schulter im Wasser liegen würden. Schweren Herzens entschieden wir uns für den Rückzug und drehten um.
Es fing an zu regen, aber das hielt uns nicht vom Baden im seichten warmen Wasser ab. Während einer kurzen Regenpause beschlossen wir die letztmögliche Aktivität der Insel anzugehen und versuchten den Berg zu erklimmen. Durch den Regen war der schmale Pfad sehr glitschig und rutschig und nach einigen Minuten entschied Melli mit Emmalie umzudrehen. Ich ließ es mir nicht nehmen alleine weiter zu klettern, um den Ausblick von oben zu genießen. Nach weiteren 20 schweißtreibenden Minuten war der Gipfel erreicht und er belohnte mich mit einem 360 Grad Blick über die traumhafte umliegende Inselwelt. Der Ausblick währte allerdings nicht lange, da sich schwarzdunkle Wolken näherten und schon bald begann es heftig zu gewittern und ein Platzregen verwandelte den Pfad in eine Rutschbahn. Auf allen Vieren kroch ich wieder zurück in die Zivilisation und eine kalte Dusche später saßen wir schon mit unseren Rucksäcken im Boot auf dem Weg zurück zu Samoas Hauptinsel Upolu. Das Auto stand noch wie am Tag zuvor, aber es fühlte sich an, als wären wir eine Ewigkeit in der Wildnis gewesen.
Wir konnten nicht anders und statteten Anitas Mutter zum Mittagessen noch einen Besuch ab, bevor es an der Südküste entlang weitergehen sollte in Richtung eines der touristischen Highlights Samoas. Anitas Mutter erwähnte einen weiteren Schicksalsschlag ihrer Familie und klärte uns über einen Erdrutsch auf, der auf ihrem Land vor einigen Wochen runter gekommen ist. Die Erdmassen blockierten die eigentliche Hauptreiseroute an der Südküste entlang und führten dazu, dass sich nicht mehr viele Touristen nach Lalomanu verirren. Samoas Menschen arbeiten gerade mit Nachdruck daran, die Straße freizuräumen, aber so einen massiven Erdrutsch haben wir in unserem Leben noch nicht gesehen. Es dauert also bestimmt noch einige Wochen, bis der Weg wieder frei wäre. Anitas Mutter hatte allerdings eine Umleitung parat und so gurkten wir mit 20 kmh durch das Hinterland Samoas unserem Ziel entgegen.
Die einzigen Gäste, ein Pärchen und zwei junge Damen, verabschiedeten sich gegen Mittag von der Insel. Die beiden hatten wir zwei Tage zuvor schon am Strand von Lalomanu kennen gelernt und schlugen ihnen vor, sie zum Pier mitzunehmen. Sie wollten dann allerdings schon einen Tag früher auf die Insel und so trafen wir uns kurzzeitig hier wieder. Der kurze Augenblick genügte, um festzustellen, dass sich die beiden hoffnungslos zerstritten hatten und gerade nicht mehr miteinander sprachen. Keine schöne Vorstellung auf so einer kleinen Insel mit so wenigen Gesprächsalternativen. Eine von ihnen berichtete uns von ihren Plänen, ohne die Freundin zu einem Ort an der Südküste Samoas unterwegs zu sein. Dort wollten wir in den nächsten Tagen auch noch hin. Diese ständigen Begegnungen mit den gleichen Reisenden war wirklich einzigartig auf Samoa. Das ganze Land fühlte sich an wie ein kleines familiäres Dorf voller bekannter Gesichter.
Als die vier Inselbewohner das Domizil verließen, hatten wir das Paradies für einige Stunde ganz für uns allein. Wir nutzten die Zeit zum Baden, Seesterne bestaunen, mit kaputter Maske schnorcheln und machten Bekanntschaft mit einer Landkrabbe von gigantischem Ausmaß, die scheinbar in und um den Essensbereich sesshaft war. Diese riesigen Viecher trafen wir danach auf Samoa immer wieder. Sie leben in selbst gebuddelten Erdhöhlen und wir erfuhren auf Nachfrage bei den Einheimischen, dass die Samoaner die Krabben in ihren Speiseplan integriert haben. Ziemlich eklige Vorstellung. Für Emmalie war die Krabbe eine nette Spielkameradin und wir waren erleichtert dadurch mal für einige Minuten nicht Elsa und Anna aus Frozen spielen zu müssen.
Am Abend kam dann doch noch eine Gruppe von vier Medizinstudentinnen aus aller Welt auf die Insel, die ihr Praxisjahr in dem einzigen Krankenhaus Samoas in Apia verbringen. Zunächst waren wir etwas enttäuscht doch nicht die ganze Robinsoninsel für uns alleine zu haben, aber als nach dem Abendessen die Köchin mit den zwei Angestellten auf dem einzigen Boot die Insel verließen, waren wir dann doch erleichtert, nicht ganz alleine zu sein. Das beklemmende Gefühl, alleine ohne Boot auf einer unbewohnten Insel mit Riesenkrabben fest zu sitzen, wurde uns durch die Anwesenheit von vier Ärztinnen doch gemildert. Abends saßen wir beim Kartenspiel zusammen, als plötzlich im Dunkeln zwei Gestalten mit Taschenlampen erschienen. Wir hatten ein ankommendes Boot weder gesehen noch gehört. Die Fremden reagierten nicht auf unsere Ansprachen und in uns machte sich etwas Sorge breit. Als einziger Mann in der Gruppe sah ich mich schon im Kampf mit großgewachsenen Hünen aus Samoa und keine Chance auf irgendeine Hilfe vom Festland.
Zum Glück waren es nur die schweigsamen wieder gekehrten Mitarbeiter der Insel ohne Englischkenntnisse, die sich für die Nacht in ihr Hüttchen verzogen. Ansonsten war die Nacht sehr ruhig, auch wenn Melli jedes Mal einige Probleme hat, so direkt über dem rauschenden Meer einzuschlafen. Luxussorgen!
Am nächsten Morgen lernten wir die Herrin der Insel kennen, die mit dem Bootsmann angeschippert kam. Sie hat die Faleanlage aufgebaut und ihre zwei Söhne größtenteils auf der Insel großgezogen. Sie erzählte uns von ihren Erlebnissen während des Tsunamis. Sie rettete durch ihre Umsichtigkeit eine ganze Schulkasse, die zu der Zeit auf der Insel nächtigten, indem sie die Gruppe gerade noch rechtzeitig auf den einzigen Berg der Insel trieb. Von oben musste sie dann mit ansehen, wie das Meer innerhalb von Sekunden sämtliche über Jahre errichteten Einrichtungen der Insel mit sich riss. Ihre Familie hatte im Gegensatz zu Anitas Familie keine Toten zu beklagen. Die Geschichte von Anita ist aber in ganz Samoa bekannt.
Sie berichtete uns weiter von der Möglichkeit, die Insel bei Ebbe zu Fuß zu umrunden. Ihre Söhne hätten das ständig gemacht und würden auf der anderen Seite zur Ruhe finden und manchmal auf dem offenen Meer Wale sichten. Gesagt getan nutzten wir die Ebbe und machten uns auf den Weg durchs Wasser zu waten. Schon bald wurde der sandige Boden steinig, das Wasser immer tiefer und ich musste Emmalie auf die Schultern nehmen. Auf dem unebenen Steinboden im hüfthohen Wasser war das gar nicht so einfach. Als wir uns der anderen dem offenen Meer zugewandten Seite der Insel näherten wurde das Wasser immer rauer und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis wir samt Emmalie auf der Schulter im Wasser liegen würden. Schweren Herzens entschieden wir uns für den Rückzug und drehten um.
Es fing an zu regen, aber das hielt uns nicht vom Baden im seichten warmen Wasser ab. Während einer kurzen Regenpause beschlossen wir die letztmögliche Aktivität der Insel anzugehen und versuchten den Berg zu erklimmen. Durch den Regen war der schmale Pfad sehr glitschig und rutschig und nach einigen Minuten entschied Melli mit Emmalie umzudrehen. Ich ließ es mir nicht nehmen alleine weiter zu klettern, um den Ausblick von oben zu genießen. Nach weiteren 20 schweißtreibenden Minuten war der Gipfel erreicht und er belohnte mich mit einem 360 Grad Blick über die traumhafte umliegende Inselwelt. Der Ausblick währte allerdings nicht lange, da sich schwarzdunkle Wolken näherten und schon bald begann es heftig zu gewittern und ein Platzregen verwandelte den Pfad in eine Rutschbahn. Auf allen Vieren kroch ich wieder zurück in die Zivilisation und eine kalte Dusche später saßen wir schon mit unseren Rucksäcken im Boot auf dem Weg zurück zu Samoas Hauptinsel Upolu. Das Auto stand noch wie am Tag zuvor, aber es fühlte sich an, als wären wir eine Ewigkeit in der Wildnis gewesen.
Wir konnten nicht anders und statteten Anitas Mutter zum Mittagessen noch einen Besuch ab, bevor es an der Südküste entlang weitergehen sollte in Richtung eines der touristischen Highlights Samoas. Anitas Mutter erwähnte einen weiteren Schicksalsschlag ihrer Familie und klärte uns über einen Erdrutsch auf, der auf ihrem Land vor einigen Wochen runter gekommen ist. Die Erdmassen blockierten die eigentliche Hauptreiseroute an der Südküste entlang und führten dazu, dass sich nicht mehr viele Touristen nach Lalomanu verirren. Samoas Menschen arbeiten gerade mit Nachdruck daran, die Straße freizuräumen, aber so einen massiven Erdrutsch haben wir in unserem Leben noch nicht gesehen. Es dauert also bestimmt noch einige Wochen, bis der Weg wieder frei wäre. Anitas Mutter hatte allerdings eine Umleitung parat und so gurkten wir mit 20 kmh durch das Hinterland Samoas unserem Ziel entgegen.