Routenverlauf der Reise

Dienstag, 21. November 2017

The Beach

Die Fahrt nach Koh Bulon Leh wurde eine ziemlich wellige fünfstündige Odyssee und Melli war froh, sich die Reisetabletten eingefahren zu haben. Durch eine Reisende uns gegenüber kam unser Angebot zu spät und sie reierte die gesamte Fahrt bis zum Zwischenstopp auf Koh Phiphi. Beim Anblick der unzähligen Boote und des Menschenschlages am Pier, wurden wir abermals bestätigt, dass dies nicht unsere Insel ist, Leonardo di Caprio zum Trotz.
Nach einem weiteren Zwischenstopp auf Koh Lanta, Boot wechseln und nochmaliger 3 Stunden Fahrt in ruhigerem Gewässer kamen wir, samt den ähnlich gestrickten jungen Partytouristen, die im gleichen Boot nach Koh Lipe saßen, endlich am traumhaft weißen Strand von Koh Bulon Leh an. Wir waren froh, die Einzigen zu sein, die hier ausstiegen. Wir hatten noch nichts gebucht, wurden aber selbstverständlich trotzdem schon von einer Dame empfangen, die uns ein Zimmer anbot. Ein kurzer Marsch und das gezeigte Zimmer war schon sehr schön, klassische urig eingerichtete Stelzenbungalows, aber Melli behagten sie noch nicht. Wir hielten uns die Möglichkeit offen und kamen zum nächsten Ressort, direkt am schönen Strand. Die Angebote waren jenseits unserer Preiskategorie, aber die Frau an der Rezeption stammelte im Nebensatz etwas von einem Raum für ca 20 Euro, der aber nicht in Frage käme, wegen Emmalie. Er liege so weit auf dem Hügel. Anschauen schadet nichts und sie verwies uns in eine Richtung, da würde dann jemand kommen und uns weiterhelfen. Mit Sack und Pack machten wir uns auf den Weg, aber keiner sprach ansatzweise englisch oder wusste was wir wollen. Also stampften wir etwas erbost über die Dame an der Rezeption wieder zurück und nach einem Telefonat fand sich tatsächlich jemand, der uns den Raum zeigen konnte. Es war das schönste Zimmer der ganzen Anlage: eine geräumige Hütte inklusive riesiger Terrasse direkt am Wasser auf Stelzen über dem felsigen Hang und ungestört am letzten Ende des Ressorts. Der Weg dahin war lächerlich einfach. Dies sollte unser Zuhause für rekordverdächtige 4 Nächte werden. Viel länger haben wir es glaube ich bisher nirgends ausgehalten.
Die Insel besteht gerade zu unserer Zeit aus 3 offenen Ressorts und einem Dorf der Chao Leh, mit uns waren ca. 20 Touristen auf der gesamten Insel, wovon einige ziemlich skurril waren. Irgendwann kannte jeder jeden. Ein Deutscher mit seiner chinesischen Freundin wirkte stark autistisch und sehr befremdlich in manchen Situationen. So fing er einen der riesigen Einsiedlerkrebse, brachte ihn ins ressorteigene Restaurant und fragte voller Ernst, ob man ihm kochendes Wasser reichen könnte, damit das Tier aus seinem Haus kommen würde. Er wollte es gerne jetzt sofort essen. Die Mitarbeiterin zierte sich zurecht und bei der nachfolgenden stocksteifen Diskussion entfernte sich Melli peinlich berührt. Zwei weitere davon waren Irene und Robert, die wir trotz oder vielleicht wegen ihrer sehr extremen esoterischen Ader in unser Herz geschlossen haben. Sie wurden schnell Fans von Emmchen und so etwas wie Ersatzopa und -Oma und wir nahmen es dankend an. Robert war vor 30 Jahren schon auf der Insel und kannte jeden Stein und Irene kannte Robert nur von den letzten zwei Tagen, war aber ganz begeistert auf der Insel kurzfristig gestrandet. Auf dem Gelände fand sich eine zuckersüße graue Babykatze, in die Emmchen und Melli sich sofort verliebten. Die herum lungernden Einheimischen kommentierten nur trocken, dass sie die nächsten Tage wahrscheinlich nicht überleben würde, das genau in das Beuteschema der Riesenwarane fallen würde.
Nach der Ankunft erkundeten wir erstmal die Insel und die anderen Strände, die allerdings durch das Fischerdorf drumherum viel Lokalkolorit versprühten aber zum Baden weniger geeignet waren. Wir landeten in einer Hippie Bar am Strand, die kurz vor der Eröffnung stand und deren Besitzer in stylischen Neonfarben Schilder malte. Emmchen starrte fasziniert, bis sie es schaffte, dass er auch sie bemalte. Erst nach den Facebookkommentaren zu den Fotos fiel uns auf, dass die englische Rechtschreibung nicht ganz sein Ding war. Ohne viel Erfolg versuchte ich einen Geocache zu finden, fand aber nur riesige alligatorähnliche Warane. Am späten Nachmittag versackten wir dann mit Robert und Irene und Melli überredete mich Gott sei Dank rechtzeitig zur Flucht. Irene war etwas vergangenheitstraumatisiert und Melli ahnte schon, dass ich ihr besoffen nicht gut tun würde und schleppte mich heim. Robert erzählte uns am nächsten Tag, dass sie noch weitergezogen und am Ende wild getanzt, geschrien und geweint hätten. Irene war die nächsten eineinhalb Tage nicht mehr auffindbar. Nachdem wir uns sorgsam nach ihr erkundigen, zeigte sie sich auch, aber war wie zu erwarten nicht mehr soo gut auf Robert zu sprechen.
Am nächsten Morgen stolperte Robert vor unserem Haus über die Felsen vorbei und schwärmte von Rotis in der nächsten Fischerbucht. Da packte uns die Neugier und wir folgten ihm. Es war ziemlich glitschig und die Steine ganz schön scharfkantig, aber wir verdienten uns unseren leckeren Roti.
Der Tag war ansonsten ein ziemlicher Faulenzertag. Strand, Rumgammeln, Einsiedlerkrebse ärgern und mit geliehenen Vollgesichtsmasken schnorcheln. Am Klettergerüst der Inselschule stürzte Emmchen ziemlich ab, aber war auch danach noch unter den Lebenden.
Robert erzählte am nächsten Tag von einer Kayaktour um die Insel und wir folgten dem Ratschlag gerne. Es gab zwei Höhlen zu erkunden, welche nur per Boot zu erreichen sind. Die erste war tief, eng und voller schwirrender Fledermäuse. Wir schafften es tatsächlich in relativ kurzer Zeit, die Insel zu umrunden und hatten noch Zeit, das vorgelagerte relativ intakte Riff per Schnorchel zu erkunden. Emmchen hatte riesigen Spaß am Schnorcheln und war von jedem Fisch begeistert. Leider hatte sie 'Findet Nemo' noch nicht gesehen, sonst wäre die Wiedersehenfreude mit den niedlichen Tierchen noch größer gewesen.  Die futuristischen Masken hatten wir von einer wahnsinnigen dänischen Wikingerfamilie, die mich am Abend unter den Tisch soff. Sie erzählten uns, dass ihr jüngster mitreisender Sohn in Hat Yai von einer giftigen Viper in den Fuß gebissen wurde. Der eine Zahn streifte die Haut nur und so hat er es ohne langfristige Nebenwirkungen überlebt. Am gleichen Abend trafen auf eben so eine giftige Viper, die auf den Weg zu unserem Schlafgemach ihr Unwesen trieb. Das Viech war weder ängstlich noch schüchtern und durch lautes stampfen nicht zu vertreiben sodass wir einen großen Umweg nehmen mussten. Das Laufen durch den nächtlichen Dschungel war nach dieser Begegnung nicht mehr ganz so unbeschwert wie zuvor.
Was macht man auf so einer Insel noch außer Rumhängen, Baden und Biertrinken? Am nächsten Abend schauten wir den Inselkindern beim Fische harpunieren zu. Wir waren erstaunt, wieviele Kinder auf dieser Insel wohnhaft waren, die wir vorher nie zu Gesicht bekamen. Die Rotifrau im Chao Leh Dorf bekochte uns mit dem größten und besten und günstigsten Fisch, den wir in Asien je bekommen konnten. Der nächste Morgen bescherte uns dann  neben den gigantischen Waranen einen handtellergroßen Käfer an der Wand, den man sonst nur aufgespießt im Senckenbergmuseum finden kann.
Wir waren schon gefühlt tausend Mal in Thailand, aber diese Insel hat uns echt überzeugt. Gerade wo wir so oft enttäuscht sind, von Orten an denen wir schon mal waren, war dies mal wieder ein Ort zum Wiedersehen. Bitte bleib genauso wie du bist, du bist ein Paradies. Keine Ahnung, warum es uns trotzdem weitergezogen hat. Wir sollten es noch ein bisschen bereuen. Robert und Irene verabschiedeten uns wie Familienmitglieder und winkten uns noch übernatürlich lang hinterher. Aber wir Vollidioten verstanden den Ernst der Lage nicht und schnappten unsere Tochter und entführten sie vom Paradies nach Koh Kradan.
Robert zog es allerdings auch weiter, da ein Handymast seine Elektrosensitivität stimulierte. Ich musste an 'Better Call Saul' denken. Irene blieb alleine auf der Insel zurück.
































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