Routenverlauf der Reise

Freitag, 24. November 2017

Doublecheck Koh Kradan

Auf dem Speedboot Richtung Koh Kradan kamen wir uns zwischen all den Partytouristen und nach unserer fast einsamen Insel wie zwei Althippies vor, die aus der isolierten Kommune plötzlich in die hektische Welt geworfen wurden. Am immer noch schönen weichen Strand von Koh Kradan passierten wir eine Luxusherberge nach der nächsten und fanden schließlich eine immer noch zu teure aber bezahlbare Notunterkunft. Insgesamt war alles auf der Insel viel zu teuer. Wir dachten kurzfristig darüber nach, mit dem nächsten Speedboot wieder in die Obhut von Irene und Robert und der dänischen Wikingerfamilie zurück zu kehren, aber verworfen den Plan gleich wieder. Es muss immer vorwärts gehen und nie rückwärts. Ein Tauchgang kam nicht in Frage, weil die Preise so überzogen waren, dass uns die Ohren schlackerten. Wir verbrachten den Resttag am und im Wasser, bauten Sandburgen und lästerten über die vorbeiziehenden russischen Tussis. Am Abend zügelten wir unseren Heißhunger auf Pizza und bestellten brav die günstigere Thaigerichte. Als aber daraufhin die köstlichen Pizzen an uns vorbei getragen wurden, entschlossen wir uns am nächsten Abend zu sündigen. Der Besitzer und seine Frau waren Italiener und daher wäre es auch kulinarisch nicht soo verwerflich.
Wir entschieden uns statt der geplanten 3 Nächte eine Nacht zu verkürzen und danach Koh Lanta eine Chance zu geben, ihren Ruf bei uns aufzupolieren.
Der nächste Tag stand ganz im Zeichen des Revivals von unserem Tauchurlaub vor 4 Jahren mit Marina und Dirk. Wir wanderten bei Ebbe am Strand entlang zum Ressort am südlichen Ende der Insel, in dem damals höchstwahrscheinlich Emmchen produziert wurde und in dem wir all unseren damals streng erhandelten Goldschmuck liegen gelassen haben. Leider waren keine Schätze mehr auszumachen, aber der eigentliche Schatz war, dass sich hier wirklich nichts geändert hatte. Selbst der Bierpreis und die Gebühr für die Schnorchelausrüstung war der von vor 4 Jahren. Wir malten uns ein schockierendes Schnorchelerlebnis aus, weil damals das Schnorcheln vor dem Strand wirklich eines der schönsten Schnorchelerfahrungen war, die wir je hatten. In Zeiten der Korallenbleiche konnte das Wiedersehen nur schief gehen. Wir waren hellauf begeistert zu sehen, dass die Millionen von bunten Fischen über den abwechslungsreichen Hart- und Weichkorallen tatsächlich immer noch genauso lebendig waren wie zuvor. Dieses Erlebnis rettete uns ein Stück weit die Insel vor dem Totalausfall und wir waren doch froh hergekommen zu sein. Nach einem Toilettengang wollten wir uns das Mittagessen dann doch aufsparen, da alles relativ versifft wirkte. Wir erinnerten uns an das schöne Restaurant im Inselinnern, in dem wir mit Dirk und Marina ein paar feuchtfröhliche Abende verbrachten, und nahmen den gleichen Dschungelpfad wie damals. Dieser hatte sich jedoch stark verändert und endete in einem matschigen Nichts. Verunsichert fragten wir nochmal nach und lachend wies man uns wieder zurück in die gleiche Richtung aus der wir kamen. Nach intensiverer Suche fanden wir einen total zugewucherten Trampelpfad, den wir teilweise auf allen Vieren hinauf kraxelten bis endlich das rettende Lost Paradise am Horizont erschien. Den Besitzer erkannten wir wieder und irgendwie passend hatte er mittlerweile einen Säugling auf dem Schoß, den er nur verliebt anstarrte. Wir kamen mit ihm ins Gespräch und er erläuterte, dass er mit einigen Angestellten gerade dabei ist, den Strand auf der gegenüberliegenden Seite sauber zu machen. Der war damals schon relativ verdreckt, da sich dort kein Ressort befand und sich niemand für den angespülten Müll verantwortlich fühlte. Seit zwei Tagen war er schon dabei, den Müll zu sortieren und ziemlich frustriert erzählte er, dass sich an der Aktion trotz mehrfacher Nachfrage kein anderes der Ressorts auf der Insel beteiligen wollte, obwohl jedes Schilder zum beautiful Sunset Beach aufgestellt hatte. Wir entschlossen uns nach dem Essen dort vorbei zu schauen und mitzuhelfen und der Anblick schockierte uns. Man sieht zwar ständig Müll auf Reisen und auch, dass es von Jahr zu Jahr mehr wird, aber das war schon in etwa das Ausmaß einer indischen Großstadt auf wenigen Quadratmetern. Dazu fehlten nur noch die menschlichen Ausscheidungen und der Gestank verbrannter Leichen. Die Angestellten machten gerade ein riesiges Lagerfeuer aus dem angeschwemmten Holz und sortierten Plastikflaschen in zahlreichen Mülltüten. Emmchen half tatkräftig mit und der Ressortchef war sichtlich überrascht und erfreut uns zu sehen und gab uns kurzerhand Bier und für Emmchen eine Sprite aus. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul und Emmchen genoss das neue Geschmackserlebnis in vollen Zügen. Seitdem fragt sie immer wieder nach 'Kinderbier' und wenn sie besonders lieb war, geben wir auch nach.
Der Besitzer berichtete von dem Müll, der an diesem Strand schon immer ein Problem war, allerdings war es in diesem Jahr wohl weit mehr als doppelt so viel wie sonst.
Als wir ziemlich fertig den Rückweg antreten wollten, fasste sich eine Mitarbeiterin ohne Englischkenntnisse sowohl ein Herz als auch kurzerhand zwischen Emmchens Beine, um ihr Geschlecht genauestens in Erfahrung zu bringen. Von dieser Methode lesen wir schon seit China, dass es in Asien teilweise gang und gäbe ist, aber mittlerweile rechneten wir nicht mehr damit. Aber genau dann passiert es natürlich. Ich täuschte an, der Frau in die Brust zu grabschen und sie ließ lachend ab. Emmalie lachte sich nur krumm darüber und sie wird hoffentlich keinen bleibenden Schaden davon tragen. Zurück im Ressort freuten wie uns tierisch auf die Pizza, gerade nach der harten Arbeit, aber genau an dem Tag blieb der Holzofen ohne Begründung kalt. Das passiert wenn man sich seine Gelüste aufspart. Aber wenn man ehrlich ist, kann die italienische Küche mit der Thaiküche sowieso nicht mithalten, redeten wir uns ein.
Am nächsten Morgen checkten wir aus und machten uns per langsamer aber bequemer Fähre auf den Weg nach Koh Lanta.















Dienstag, 21. November 2017

The Beach

Die Fahrt nach Koh Bulon Leh wurde eine ziemlich wellige fünfstündige Odyssee und Melli war froh, sich die Reisetabletten eingefahren zu haben. Durch eine Reisende uns gegenüber kam unser Angebot zu spät und sie reierte die gesamte Fahrt bis zum Zwischenstopp auf Koh Phiphi. Beim Anblick der unzähligen Boote und des Menschenschlages am Pier, wurden wir abermals bestätigt, dass dies nicht unsere Insel ist, Leonardo di Caprio zum Trotz.
Nach einem weiteren Zwischenstopp auf Koh Lanta, Boot wechseln und nochmaliger 3 Stunden Fahrt in ruhigerem Gewässer kamen wir, samt den ähnlich gestrickten jungen Partytouristen, die im gleichen Boot nach Koh Lipe saßen, endlich am traumhaft weißen Strand von Koh Bulon Leh an. Wir waren froh, die Einzigen zu sein, die hier ausstiegen. Wir hatten noch nichts gebucht, wurden aber selbstverständlich trotzdem schon von einer Dame empfangen, die uns ein Zimmer anbot. Ein kurzer Marsch und das gezeigte Zimmer war schon sehr schön, klassische urig eingerichtete Stelzenbungalows, aber Melli behagten sie noch nicht. Wir hielten uns die Möglichkeit offen und kamen zum nächsten Ressort, direkt am schönen Strand. Die Angebote waren jenseits unserer Preiskategorie, aber die Frau an der Rezeption stammelte im Nebensatz etwas von einem Raum für ca 20 Euro, der aber nicht in Frage käme, wegen Emmalie. Er liege so weit auf dem Hügel. Anschauen schadet nichts und sie verwies uns in eine Richtung, da würde dann jemand kommen und uns weiterhelfen. Mit Sack und Pack machten wir uns auf den Weg, aber keiner sprach ansatzweise englisch oder wusste was wir wollen. Also stampften wir etwas erbost über die Dame an der Rezeption wieder zurück und nach einem Telefonat fand sich tatsächlich jemand, der uns den Raum zeigen konnte. Es war das schönste Zimmer der ganzen Anlage: eine geräumige Hütte inklusive riesiger Terrasse direkt am Wasser auf Stelzen über dem felsigen Hang und ungestört am letzten Ende des Ressorts. Der Weg dahin war lächerlich einfach. Dies sollte unser Zuhause für rekordverdächtige 4 Nächte werden. Viel länger haben wir es glaube ich bisher nirgends ausgehalten.
Die Insel besteht gerade zu unserer Zeit aus 3 offenen Ressorts und einem Dorf der Chao Leh, mit uns waren ca. 20 Touristen auf der gesamten Insel, wovon einige ziemlich skurril waren. Irgendwann kannte jeder jeden. Ein Deutscher mit seiner chinesischen Freundin wirkte stark autistisch und sehr befremdlich in manchen Situationen. So fing er einen der riesigen Einsiedlerkrebse, brachte ihn ins ressorteigene Restaurant und fragte voller Ernst, ob man ihm kochendes Wasser reichen könnte, damit das Tier aus seinem Haus kommen würde. Er wollte es gerne jetzt sofort essen. Die Mitarbeiterin zierte sich zurecht und bei der nachfolgenden stocksteifen Diskussion entfernte sich Melli peinlich berührt. Zwei weitere davon waren Irene und Robert, die wir trotz oder vielleicht wegen ihrer sehr extremen esoterischen Ader in unser Herz geschlossen haben. Sie wurden schnell Fans von Emmchen und so etwas wie Ersatzopa und -Oma und wir nahmen es dankend an. Robert war vor 30 Jahren schon auf der Insel und kannte jeden Stein und Irene kannte Robert nur von den letzten zwei Tagen, war aber ganz begeistert auf der Insel kurzfristig gestrandet. Auf dem Gelände fand sich eine zuckersüße graue Babykatze, in die Emmchen und Melli sich sofort verliebten. Die herum lungernden Einheimischen kommentierten nur trocken, dass sie die nächsten Tage wahrscheinlich nicht überleben würde, das genau in das Beuteschema der Riesenwarane fallen würde.
Nach der Ankunft erkundeten wir erstmal die Insel und die anderen Strände, die allerdings durch das Fischerdorf drumherum viel Lokalkolorit versprühten aber zum Baden weniger geeignet waren. Wir landeten in einer Hippie Bar am Strand, die kurz vor der Eröffnung stand und deren Besitzer in stylischen Neonfarben Schilder malte. Emmchen starrte fasziniert, bis sie es schaffte, dass er auch sie bemalte. Erst nach den Facebookkommentaren zu den Fotos fiel uns auf, dass die englische Rechtschreibung nicht ganz sein Ding war. Ohne viel Erfolg versuchte ich einen Geocache zu finden, fand aber nur riesige alligatorähnliche Warane. Am späten Nachmittag versackten wir dann mit Robert und Irene und Melli überredete mich Gott sei Dank rechtzeitig zur Flucht. Irene war etwas vergangenheitstraumatisiert und Melli ahnte schon, dass ich ihr besoffen nicht gut tun würde und schleppte mich heim. Robert erzählte uns am nächsten Tag, dass sie noch weitergezogen und am Ende wild getanzt, geschrien und geweint hätten. Irene war die nächsten eineinhalb Tage nicht mehr auffindbar. Nachdem wir uns sorgsam nach ihr erkundigen, zeigte sie sich auch, aber war wie zu erwarten nicht mehr soo gut auf Robert zu sprechen.
Am nächsten Morgen stolperte Robert vor unserem Haus über die Felsen vorbei und schwärmte von Rotis in der nächsten Fischerbucht. Da packte uns die Neugier und wir folgten ihm. Es war ziemlich glitschig und die Steine ganz schön scharfkantig, aber wir verdienten uns unseren leckeren Roti.
Der Tag war ansonsten ein ziemlicher Faulenzertag. Strand, Rumgammeln, Einsiedlerkrebse ärgern und mit geliehenen Vollgesichtsmasken schnorcheln. Am Klettergerüst der Inselschule stürzte Emmchen ziemlich ab, aber war auch danach noch unter den Lebenden.
Robert erzählte am nächsten Tag von einer Kayaktour um die Insel und wir folgten dem Ratschlag gerne. Es gab zwei Höhlen zu erkunden, welche nur per Boot zu erreichen sind. Die erste war tief, eng und voller schwirrender Fledermäuse. Wir schafften es tatsächlich in relativ kurzer Zeit, die Insel zu umrunden und hatten noch Zeit, das vorgelagerte relativ intakte Riff per Schnorchel zu erkunden. Emmchen hatte riesigen Spaß am Schnorcheln und war von jedem Fisch begeistert. Leider hatte sie 'Findet Nemo' noch nicht gesehen, sonst wäre die Wiedersehenfreude mit den niedlichen Tierchen noch größer gewesen.  Die futuristischen Masken hatten wir von einer wahnsinnigen dänischen Wikingerfamilie, die mich am Abend unter den Tisch soff. Sie erzählten uns, dass ihr jüngster mitreisender Sohn in Hat Yai von einer giftigen Viper in den Fuß gebissen wurde. Der eine Zahn streifte die Haut nur und so hat er es ohne langfristige Nebenwirkungen überlebt. Am gleichen Abend trafen auf eben so eine giftige Viper, die auf den Weg zu unserem Schlafgemach ihr Unwesen trieb. Das Viech war weder ängstlich noch schüchtern und durch lautes stampfen nicht zu vertreiben sodass wir einen großen Umweg nehmen mussten. Das Laufen durch den nächtlichen Dschungel war nach dieser Begegnung nicht mehr ganz so unbeschwert wie zuvor.
Was macht man auf so einer Insel noch außer Rumhängen, Baden und Biertrinken? Am nächsten Abend schauten wir den Inselkindern beim Fische harpunieren zu. Wir waren erstaunt, wieviele Kinder auf dieser Insel wohnhaft waren, die wir vorher nie zu Gesicht bekamen. Die Rotifrau im Chao Leh Dorf bekochte uns mit dem größten und besten und günstigsten Fisch, den wir in Asien je bekommen konnten. Der nächste Morgen bescherte uns dann  neben den gigantischen Waranen einen handtellergroßen Käfer an der Wand, den man sonst nur aufgespießt im Senckenbergmuseum finden kann.
Wir waren schon gefühlt tausend Mal in Thailand, aber diese Insel hat uns echt überzeugt. Gerade wo wir so oft enttäuscht sind, von Orten an denen wir schon mal waren, war dies mal wieder ein Ort zum Wiedersehen. Bitte bleib genauso wie du bist, du bist ein Paradies. Keine Ahnung, warum es uns trotzdem weitergezogen hat. Wir sollten es noch ein bisschen bereuen. Robert und Irene verabschiedeten uns wie Familienmitglieder und winkten uns noch übernatürlich lang hinterher. Aber wir Vollidioten verstanden den Ernst der Lage nicht und schnappten unsere Tochter und entführten sie vom Paradies nach Koh Kradan.
Robert zog es allerdings auch weiter, da ein Handymast seine Elektrosensitivität stimulierte. Ich musste an 'Better Call Saul' denken. Irene blieb alleine auf der Insel zurück.
































Dienstag, 14. November 2017

Das große Krabbeln

Obwohl wir Phuket eigentlich immer versuchen zu meiden, ist es ein idealer Ausgangspunkt für die südlichen Inseln. Uns treibt es immer nur nach Phuket Town und wir müssen jedes Mal wieder feststellen, dass es eine der schönsten Städte Thailands ist. Die Altstadt erinnert an Havanna in klein, mit tausenden von alten Koloniabauten in bunten Anstrichen, die besonders nachts stilvoll erleuchtet sind. Auch die Auswahl an szenischen Bars, gemütlichen Hostels, Kunstateliers und Graffitis an den Wänden machen Phuket Town zu einer modernen Besonderheit. Wir hatten eine Nacht eingeplant und an diesem Tag ein volles Programm. Nachdem wir ein günstiges Quartier inmitten der Altstadt gefunden hatten, ging es direkt per Moped zum Rassada Pier, um uns über die Weiterfahrt zu informieren. Der Pier war uns immer schon ein Dorn im Auge. Hier beherrscht die Taximafia das gesamte Areal und lässt sämtliche fertigen Touristen, die vom Boot kriechen, in ihr Messer laufen und Unsummen für kurze Wege ausgeben. Dazu sammelt sich hier die gesamte Palette der unsympathischen Thailandtouristen, die nichts Besseres vorhaben, als sich aufs verdreckte, überteuerte, verbaute und unfreundliche Koh Phiphi oder nach Koh Lipe fahren zu lassen. Zumeist sind es die üblichen Partytouristen, die mit ihren 20 Jahren, gerade geschafftem Abi in der Tasche und Muttis Geld leider nicht mehr die Welt entdecken wollen, sondern sie sich ihnen zu Füßen legen soll. Irgendwie nicht unser Ort. Leider gab es aufgrund der Nebensaison nur eine Möglichkeit auf die kleineren Inseln im Süden zu kommen und so buchten wir für den nächsten Tag ein Speedboot bis nach Koh Bulon Leh, fast dem südlichsten Zipfel der thailändischen Andamanensee.
Nichts wie weg vom Pier und wir starteten zum nächsten,  für mich,  Horrorspot. Melli hatte tatsächlich einen H&M in einem großen Einkaufszentrum ausfindig gemacht und hoffte da auf ein paar Basics wie Unterwäsche, Bikini und T-Shirts. Und ich muss zugeben, dass mir auch ein paar neue Shirts nicht schaden konnten. Die Enttäuschung bei Melli war dementsprechend groß, als es im eigentlich großen H&M weder eine Unterwäsche- noch eine Sportbekleidungsabteilung gab. Bikinis gab es nur in asiatischen Größen 32 oder 34. Ich vertrieb mir die Zeit mit Emmchen in einem Miniindoorspielplatz und Mellis Frust ein paar Stockwerke tiefer wuchs. Am Ende hatten Emmchen und ich noch am meisten Erfolg, wir sind allerdings wahrscheinlich auch am anspruchlosesten. Da wir unser Moped um 18 Uhr abgeben mussten, hetzten wir schnell zurück. Aufgehalten von der längsten Rotphase unseres Lebens, schafften wir es aber gerade noch rechtzeitig. Nach einem authentischen Abendessen im Plastikstuhlrestaurant ums Eck, machten wir noch per überteuertem Taxi einen Abstecher zu einem Park, in dem passenderweise an diesem Vollmondabend Loy Krathong, das Lichterfest, gefeiert wurde. Dies ist wirklich sehenswert, denn es werden wunderschöne aus Blumen und Blättern dekorierte Bötchen mit brennenden Kerzen ins Wasser gelassen. Wir leisteten auch unseren Beitrag zu unserem persönlichen Glück und statteten dann der angrenzenden Kirmes einen Besuch ab. Emmchen war wunschlos glücklich in den aus den 60er Jahren durch die Zeitmaschine katapultierten Fahrgeschäften. Auf dem Essensmarkt gab es endlich wieder, nach chinesischer Manier, Insekten aller Art und anderes widerliches Geschöpf. Emmchen durfte sich eine Naschtüte selbst zusammenstellen. Das Ergebnis war dann eine Mischung aus Ameisen, Seidenraupen, Maden und als besonderes Betthupferl eine riesige Zikade. Mit großem Appetit verspeiste Emmalie fast alles, von der Zikade blieben nur noch die Flügel und der harte Chitinpanzer übrig. Melli half bei den Maden etwas mit, ich war Fotograf.
Dann passierte uns etwas in Thailand bisher Einmaliges. Auf der Suche nach einer Möglichkeit zur Rückkehr ins Hotel, mussten wir feststellen, dass es einfach keine Möglichkeit gab. Weder Taxis, noch Tuktuks oder Motorradtaxis waren auffindbar. Nach 20 Minuten Sucherei trafen wir auf die Touristenpolizei und da wir fast die einzigen Touristen dort waren, fassten wir uns ein Herz und sorgten bei der Dame für Arbeit. Sie benötigte weitere 20 Minuten und 3 Telefonate, um 2 Motorradtaxis klar zu machen. Sie drückte noch erfolgreich den Preis und wir landeten erschöpft aber glücklich im Bett.
Am nächsten Morgen wartete schon früh das viel zu teure Taxi zum so gehassten Pier auf uns. Kurz durch die Hölle, Richtung Paradies.