Routenverlauf der Reise

Samstag, 9. September 2017

Schwupp, Karte weg oder kein Ebbelwoi in Hanoi

Erster Beitrag aus Vietnam. Let's go.
Nach einem wirklich entspannten kurzen Flug Richtung Hanoi, steuerten wir zuerst einen ATM, um ein bisschen Flüssiges für die ersten Tage in Vietnam zu haben. Wir hoben gleich mal 4 Millionen vietnamesische Währung ab und fühlten uns zurecht wie Millionäre. Dieses Gefühl dauerte recht kurz, denn das Visum, das wir am Flughafen bekommen sollten, riss uns sämtliche Millionen wieder aus der Hand. Also nochmal zum ATM und ein paar Millionen abheben. Das vietnamesische Geld hat eindeutig zu viele Nullen und selbst nach einer Woche hier, fällt uns der Überblick schwer. Bei 30000 vietnamesischen Dong (wir wissen, den Witz hatten wir schon) für einen Euro sind Millionen Schall und Rauch. Nach für Emmchen zu unserem Bedauern mittlerweile obligatorischem chicken Nuggets zum Frühstück ging es nach ein bisschen Feilscherei fürs Gemüt mit dem Sammeltaxi in die Stadt.
Puh, die Hauptstadt von Vietnam kommt uns nach chinesischen Städten wie eine Kleinstadt vor. Schmale niedrige Häuser, dafür lang und unkoordiniert in engen Gassen gebaut, übt die Innenstadt Hanois einen großen Reiz aus. Die Geschäfte quellen  über von unterschiedlichem chaotischen Schnickschnack, dazwischen gibt es hunderte von kleinen Restaurants und Bars, die prallgefüllt sind mit vietnamesischer Lebenslust. Die Preise sind südostasiatisch und die fehlende Ubahn macht sich durch billiarden motorisierter Zweiräder bemerkbar. Selbst wenn sie parken, behindern sie uns beim Laufen, weil der ganze Gehweg vollgestellt ist und man eigentlich immer besser auf der Straße läuft und damit gefahr läuft, vor ein fahrendes Moped zu kommen. Drei Kreuze für die Kraxe, die Emmalie außer Lebensgefahr bringt und uns durch unsere schiere Masse auf die Mopeds furchteinflößende Wirkung zu haben scheint. Obwohl während unseres Spaziergangs direkt nach der Ankunft die Sonne längst untergegangen war, schwitzten wir unaufhörlich vor uns hin. Am Abend nahmen wir an einer der zahlreichen Miniplastikstuhlbars Platz und wieder fiel auf, wie anders Vietnam im Vergleich zu China doch ist. China war dagegen klinisch rein. Wider erwarten fanden wir nach 4 Wochen China, doch tatsächlich hier unseren ersten Hund auf der Speisekarte. Trotzdem fühlten wir uns hier irgendwie pudelwohl.
Der zweite Tag sollte ein spannender werden. Wir beschlossen einen Rundgang zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Wir starteten in Richtung Literaturtempel und entdeckten eine Oase der Ruhe von den ununterbrochen röhrenden Mopeds Zentimeter neben einem. Anschließend wollten wir Onkel ho chi min in seinem Mausoleum einen Besuch abstatten, aber sein Türsteher ließ uns wegen Mellis halbnacktem Outfit nicht rein. Macht nix, dachten wir uns und wollten wieder ein paar Millionen am ATM ziehen, damit wir mal Ruhe haben. Mit der Ruhe war es dann leider nix, da der ATM ohne Vorwarnung unsere Bankkarte einzog. Flupp, da war sie weg.
Fassungslos standen wir mit offenen Mündern vor dem Gerät und zogen die mitleidigen Blicke der Passanten an. Ein Mann gab uns den Rat, die Adresse der Bank abzufotografieren und dort hinzugehen. So orderten wir ein Taxi, welches uns mit viel sprachlichen Barrieren und Übersetzungshilfe durch einen angerufenen englisch sprechenden Freund des Taxifahrers zur Bankfiliale steuerte. Dort saß ein Techniker mit Laptop auf dem Boden, der wohl zuständig sei, die Karten aus den Automaten zu fischen. Wir sollen nachmittags wieder kommen, dann hätte er sie befreit. So weit so gut, dachten wir, und ließen uns wieder zurück fahren. Auf den Taximeter achteten wir bei dem Stress nicht, obwohl uns die Fahrt schon recht teuer vorkam. Naja, war ja mit telefonischer Beratung.
Im botanischen Garten gab es einen geocache, aber sonst wirklich nichts, was den Namen rechtfertigen würde. Der nächste Cache führte uns dann aber durch enge Gassen in ein lebendiges Wohnviertel, zu einem Teich zwischen engen Häusern in dessen Mitte ein abgestürzter b52 bomber lag. Spektakulär und ein Stück Geschichte. Mittagessen wollten wir in einem Shrimps Restaurant am Westsee, freudig erspähten wir eine kleine Spielecke und bestellten schonmal Bier. Emmchen stürzte sich sofort auf die Rutsche und als es Essen gab, hibbelte sie etwas, meinte sie müsse pinkeln und im nächsten Moment strullte das Pipi unablässig mitten auf den Restaurantboden. Ich wollte das Problem am liebsten verdrängen und ignorieren, aber Melli Schritt zur Tat. Nach dem Geständnis beim Personal brachten sie uns zwei Servietten, die nichts ausrichten konnten und scherten sich nicht weiter um die riesige Lache, die sich langsam einen Weg unter den anderen Tischen hindurch durch das gesamte Lokal bahnte. Wir wuschen die Klamotten auf der Toilette, tranken unser Bier schneller als geplant und nahmen ein Taxi zurück zum Hostel. Da kam uns ein Nebensatz aus dem Reiseführer wieder ins Gedächtnis, der besagte, dass manipulierte taximeter in Hanoi an der Tagesordnung wären. Das Meter rasselte wieder nur so dahin und wir forderten den Fahrer auf, sofort anzuhalten und ergriffen die Flucht. Das nächste Taxi war dann ein ordentliches und wir fuhren günstig heim.
Frisch machen und ab zur Bank. Hier lag tatsächlich unsere Karte und wir waren erleichtert wieder alles am Mann zu haben. Dann steuerten wir zu einem Park mit Spielplatz, bei dem allerdings sämtliche Rutschen kaputt waren. Wir konnten Emmchen gerade noch davon anbringen, sich den Popo an den scharfen Kanten aufzureißen. Dafür gab es wieder tanzende Frauen, eine kleine Eisenbahn, ein Bällebad und Karussells. Zurück wieder mit dem Taxi. Da kam uns eine zierliche Taxifahrerin vertrauenswürdig vor und wir stiegen optimistisch ein. Unsere zugegeben etwas sexistische Naivität bestrafte uns und wir stiegen nach 100 gefakten Taximetern wieder entnervt aus. Die Fahrerin reagierte mit stoischer Gelassenheit. Am Ende haben wir das Gefühl, dass grüne Taxis die ehrlicheren sind, aber vielleicht tendieren wir nach dem Sexismus zum Rassismus. Wahrscheinlich steckt man nicht drin. Im jedem Fall kann ich jetzt Taximeter auslesen und kenne mich mit jeder Zahl aus, die da so abläuft.
Die durch unsere Bankaktion verpassten Highlights der Stadt holten wir am nächsten Tag nach. Es war der 2. September und Vietnams Unabhängigkeitstag. Es erwartete uns ein langer Spaziergang durch Hanoi. Am See im Zentrum war viel los, dadurch waren allerdings auch Teile der Innenstadt für Mopeds gesperrt und Emmchen konnte die freien Straßen mit einem gemieteten Elektroauto unsicher machen. Ich hatte die Fernbedienung für alle Fälle parat. Unsere Tour führte uns weiterhin zu einem alten Innenstadthaus, einem Tempel auf einer Insel im See mit einer mumifizierten angeblich 450 Jahre alt gewordenen Riesenschildkröte und schließlich zum Hanoi Hilton, einem alten Gefängnis der Franzosen, von dem gesagt wird, es wäre das schlimmste Verbrechen, was die Franzosen Vietnam angetan hätten. Ein ziemliches Programm und wir brauchten etwas Abkühlung. Nach etwas Sucherei und langem Fußmarsch, irgendwie wollten wir uns Taxis ersparen, landeten wir im Army Hotel, welches einen Pool zur Nutzung für die Allgemeinheit bereit hielt. Man brauchte weder Badekappe, noch ging es sonderlich sportlich zu und man konnte Essen und Bier bestellen. Als es dann gegen Abend recht voll mit anhänglichen vietnamesischen Familien wurde, flüchteten wir ins Wasserpuppentheater. Wir waren etwas in Sorge, dass ein Theater Emmchen nicht ganz läge, aber wir wurden eines Besseren belehrt. Die Musik war treibend und Emmalie hielt es kaum auf dem Sitz und tanzte. Noch eine Woche später erzählt sie vom Theater im Wasser. Zusammengefasst gibt es in Hanoi alles außer Ebbelwoi.
Am nächsten Morgen sollte es per gemütlichen Schlafbus in Richtung Sapa im Norden gehen, der Hitze entfliehen. Unser Hostelbesitzer erzählte uns was von 15 Grad, was wir nicht wirklich glauben konnten. Mehr dazu im nächsten Beitrag.


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