Routenverlauf der Reise

Samstag, 19. August 2017

Communication breakdown

Das Erste, was uns an Zhenyuan begeisterte, war die sehr entspannte Zugfahrt dahin im Bettabteil und das tolle und zuvorkommende Zugpersonal. Auch die Ankunft war für chinesische Verhältnisse sehr entspannt und von Anfang an hatten wir das Gefühl endlich die Massen hinter uns gelassen zu haben. Vielleicht haben die Chinesen aber auch die gleichen Ferienzeiten wie wir und diese sind zu unser aller kleinen Schadenfreude endlich vorbei.
Wir machten uns zu Fuß auf den Weg in unser zuvor über booking.com gebuchtes sich vielversprechend anhörendes Guesthouse am Fluss inklusive Englisch sprechenden Personal. Auf dem Weg waren wir schon sehr angetan endlich eine Kleinstadt gefunden zu haben mit Spitzdächern, roten Laternen und verschlafenen verwinkelten Gassen. Man konnte immer direkt in die Wohnzimmer der Anwohner schauen, welche ausnahmsweise nicht in gekachelten Wohnblocks hausten. Melli zeigte das erste Mal einen juchuh, ich bin in China Gesichtsausdruck, der allerdings bei Ankunft in unserer Unterkunft etwas verblasste. Drei zehnjährige Mädchen, eine dicke Hausfrau und ein Greis versuchten uns per Übersetzungsapp klar zu machen, dass kein Zimmer mehr frei wäre und die Infos im Internet nicht stimmen. Nach einigem Hin und her fasste sich der Alte ein Herz und machte sich mit uns auf den Weg  um eine neue Unterkunft zu suchen. Es war mittlerweile 20:30 und bereits dunkel. Emmchen war gefasster als Melli.
Die erste Unterkunft wollte uns nicht, die zweite war uns zu teuer und dann hatten wir plötzlich zwei gegenüberliegende zur Auswahl. Wir entschieden uns für die kitschigeren Tapeten und während ich noch schnell zum ATM sprintete beschlich Melli ein ungeheuerliches Vorurteil. Das ganze Hotel wirkte wie ein großes Bordell oder zumindest Stundenhotel unter dem Deckmantel von Massage und Pediküre. Auch die hektisch die Treppe runter eilenden und an der Rezeption zahlenden verschwitzten nicht nach wellness suchend aussehenden Kerle verstärkten diesen Eindruck. Wir waren während unserer Zeit die einzigen sesshaften Hotelgäste, aber haben bis zum Schluss keine Idee, ob Mellis Eindruck stimmte oder nicht. Nachts hörte man bis auf unaufhörliches Hupen von der Straße keine auffälligen Geräusche. Leider war während unserer Zeit in Zhenyuan der Wettergott nicht durchgängig gut gestimmt, aber wir machten das Beste draus. Der erste Tag bestand darin eine Wäscherei zu finden, was unter enormen Kommunkationsproblemen fast scheiterte. Ein kurzer Abriss zur Kommunikation passt hier ganz gut.
Englisch ist hier ein sehr rares Gut. Was immer geht ist bye bye oder your baby is so cute, aber das war es dann auch schon. Nach zwei Tagen in China hatte ich dann endlich die Lösung und ich lud mir stundenlang eine Übersetzungsapp runter, die ich auch offline benutzen kann. Das Problem ist allerdings, dass ich mit der nicht schreien kann, wenn ich deutlich werden muss und man nur ja oder nein fragen eingeben sollte, weil die Chinesen zumeist keine äquivalente app haben, und somit keine für uns verständliche Antwort für uns parat haben. Meistens sind sie auf Anfragen etwas überfordert und reagieren eigentlich immer auf chinesisch. Es dauert dann ziemlich lange, bis sie verstehen, dass wir davon kaum ein Wort verstehen. Anschließend kommen sie auf die Idee, das ganze aufzuschreiben und uns die Schriftzeichen vorzulegen, was uns natürlich auch nicht weiter hilft. Selbst die Körpersprache ist eine andere und so brauchten wir zwei Wochen um die Zahlen mit den Fingern einigermaßen zu übersetzen. Eine zwei bei uns ist hier eine acht. Zwei überkreuzte Zeigefinger sind eine zehn und so geht es weiter und hat mit unserem Zählsystem nicht viel zu tun.
Zurück nach Zhenyuan wollten wir, nachdem wir klatschnass durch die ganze Stadt geirrt sind und schließlich mithilfe einer klapprigen Omi eine Wäscherei finden konnten, Zugtickets für die Weiterfahrt kaufen. Dazu wieder zum Bahnhof und dort konnte wieder keiner englisch. Ich versuchte mit meiner app mein Menschenmöglichstes und die hilfsbereite Dame am Schalter riss mir mein Handy aus der Hand. Sie fing an wild darauf herum zu tippen, in der Hoffnung, mir eine Antwort geben zu können, mit dem Ergebnis, dass sie die stundenlang herunter geladene App binnen Sekunden komplett vom Handy löschte. Uff...
Die Rettung kam in Form einer jungen Chinesin hinter uns, die glücklicherweise etwas englisch konnte. Allerdings mussten wir den Tag über ohne Übersetzungsapp überleben. Hat aber geklappt. Ich weiß ja mittlerweile was Bier heißt.
In Zhenyuan gab es eine bezaubernde gut erhaltene Altstadt zu sehen, alles beeindruckend an einem breiten Fluss vor imposanter Bergkulisse zu bestaunen und ein Höhlenkloster am Berg war vor uns auch nicht sicher.
Emmchen kam kulinarisch endlich auf ihre Kosten und konnte voller Wonne Seidenraupen-Spieße schnabulieren.
Zudem gab es einen historischen Erfolg zu vermelden, nachdem wir schon auf Analspülungen aus der Apotheke zurück greifen mussten, weil sie Probleme hatte, sich auf chinesischen Hockklos zu entspannen, ist in zhenyuan der Knoten geplatzt und Emmchen zelebriert nun entspannter die asiatische Toilettenkultur als wir es je können werden. Ein Buch muss aber immer dabei sein.
Mittlerweile haben wir es auch raus, das Papier nicht hinterher zu werfen nachdem wir sämtliche Klos Halbchinas zum Überquellen gebracht haben. Einmal ging es so weit, dass ich, mit einem tiefen Griff in der scheiße wühlte nur um nicht nach einem Pömpel fragen zu müssen. Sowas kann nur ich, wobei ich nicht weiß, ob mein Leben ohne Geruchssinn mir da ein Vorteil ist, oder ein Nachteil, weil ich laufend die Drecksarbeit machen darf.
Nach drei Tagen ging es per Zug weiter nach Fenghuang in Hunan. Eine weiteres Flussstädtchen mit pittoresker Altstadt.
So, für heute ist genug geschrieben worden.

Liebe Grüße
Kasi, melli und emmchen 

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