Routenverlauf der Reise

Mittwoch, 30. August 2017

Battlefield 4 reloaded oder Battlefield VR

Es war ein günstiges Angebot unseres Youthhostels uns auf direktem Weg nach Yangshuo zu bringen.
Wir ahnten schon, dass da irgendwo ein Haken sein könnte. Ein vollgestopfter Minibus mit zusätzlichen Stühlen zwischen den Sitzbänken brachte uns relativ schnell nach Guillin. In Guilin wurde der Bus leer gefegt, aber wir bewegten uns nicht vom Fleck. Wir hatten ja das Direktticket nach Yangshuo, allerdings haben wir dieses am Anfang dem Busfahrer ausgehändigt. Diesem dämmerte es nun, dass er uns nicht loswerden würde, bevor er nicht eine Weiterfahrt organisieren würde. So klemmmte er sich ans Telefon und drei hektische Telefonate später erschien eine aufgebrachte Dame aus dem Nichts, die uns mit Walkie-Talkie in der Hand über die vierspurigen Schnellstraßen Guillins hetzte zu einem Reisebus, der mitten auf der Straße hielt. Wir sprangen fast in den fahrenden Bus und es ging tatsächlich schnurstracks weiter nach Yangshuo ohne dass wir noch mehr bezahlen mussten. Dort angekommen erwarteten uns Motorradtaxis und wir wagten uns mit Emmchen und Rucksäcke auf zwei Gefährte. Dies nahm uns die Angst auch zukünftig Mopeds auszuleihen, Emmchen hatte Riesenspaß und war wunderbar sicher eingeklemmt zwischen Melli und dem Fahrer. Einen Helm darf man da nicht erwarten...
Das Guesthouses lag traumhaft am Rande eines kleinen Dorfes mit Blick auf die Karstfelsen in der unwirklichen Umgebung. Jetzt kann ich ja zugeben, dass einer der Hauptinspirationen nach Yangshuo zu reisen ein DLC von Battlefield 4 war. Eine Map hieß guilin peaks und hier sieht es tatsächlich genauso aus. :)
Das Besitzerpärchen war sehr freundlich und hilfsbereit und die Frau sprach super englisch. Sie hatten seit sechs Wochen den kleinen Hund Pepe, der Emmchens bester Freund wurde. Nachdem die Besitzerin uns von ihrem neuen ganz modernen und sicheren Moped zum Verleihen erzählt hat, wies sie uns allerdings darauf hin, dass wir es nirgendwo unbeobachtet lassen sollen, sonst würde es gestohlen werden. Wir entschieden uns für das schrottige Gerät vor der Tür, auf dem man die Anzeigen nicht mehr lesen konnte und welches auch sonst schon einiges mitgemacht zu haben schien. Wenigstens würde uns das keiner klauen. Dann erfüllten wir Emmchens sehnlichsten Wunsch und sie durfte ausgiebig hoppereiten. Abends trafen wir uns romantisch zum Sonnenuntergang auf einer Brücke mit Carla und Ingrid und verabschiedeten uns für eine lange Zeit. Es war total nett mit den beiden und wir hoffen auf ein Wiedersehen in Barcelona oder Frankfurt.
Am, wie uns anschließend berichtet wurde, heißesten Tag des bisherigen Jahres planten wir eine Mopedtour in die ländliche Umgebung Yangshuos. Einige Überwindung jedes Mal wieder auf den schwarzen Mopedsitz zu klettern und sich den Hintern zu verbrühen. Vorher statteten wir Yangshuo noch einen Besuch ab,welches auf uns allerdings einen Ballermannartigen Eindruck hinterließ und Emmchen jedes Souvenir mitnehmen wollte. Nach einem Abstecher in den Biergarten zur deutschen Eiche inklusive mittelmäßigem Mittagessen aber gutem frisch gezapften Hofbräuhausbier ging es endlich weiter aufs Land. Wir erreichten eine alte Brücke, deren Charme leider durch bunte Sonnenschirme über den flößen für die chinesischen Touristen etwas getrübt wurde. Schnell weg, und wir versuchten uns am Yulong River entlang wieder in Richtung Guesthouse durchzuschlagen. Es wurde ein abenteuerlicher Ritt über Feldwege durch Reisfelder zwischen atemberaubenden Felstürmen. Melli und Emmchen mussten häufiger absteigen und ich bugsierte das Moped wackelig über schmale Dammwege zwischen den Feldern. Genau so wollten wir es. Am Ende erreichten wir unser Ziel und kamen sicher und erschöpft wieder an.
Am nächsten Tag wollten wir den Moon Hill besteigen. Der Moon war ein großes kreisrundes Loch in einem Felsen, zu dem man hochwandern kann und von wo aus man einen grandiosen Ausblick auf die Umgebung hat. Sehr lohnenswert und überhaupt nicht überlaufen, mittlerweile sind wir zu Profis im Wasserverkäuferinnenloswerden geworden. War hier wieder sehr hilfreich. Am Nachmittag, da hatten sich dann langsam die Ausläufer des Taifuns von Hongkong angekündigt, kam dann das unerwartete Highlight von Yangshuo. The Gold River Cave.
Zunächst ging es durch eine etwas kitschig, aber ganz nach chinesischem Geschmack (erschreckenderweise gewöhnen wir uns langsam dran) illumimierte Höhle mit den üblichen Stalagmiten und - Titten (sic), die Figuren darstellen sollten. Die Chinesen trappten zu fünfzigst voran und wir schlenderten als einzige Westler mit unserem persönlichen etwas skurril Englisch sprechendem Guide hinterher. Irgendwann öffnete er ein kleines geheimes Türchen im Fels und fragte, ''wanna shortcut?'' Wir nickten dankbar, weil wir wussten, wir hatten noch mehr zu tun als der Rest der Herde. So überholten wir lässig die chinesische Bustour und landeten unverrichteter Dinge im riesengroßen unterirdischen Souvenirshop mit einmaligen leuchtenden Steinen, die Emmalie unangenehm gut gefielen. Wir verbrachten 2 Anstandsminuten, konnten Emmchen erfolgreich von der Sinnlosigkeit der Anschaffung von Leuchtsteinen überzeugen und strebten dann schnell vorwärts. Endlich das Ziel! Ein spärlich beleuchtetes schlammiges Eck in der Höhle, in der wir baden wollten. Es kostete uns alle drei einige Überwindung, aber schließlich übermannte uns die Abenteuerlust und wir fanden alle den Weg ins kühle Kackbraun. Ein Highlight war eine schlammige Felsrutsche, der Traum aller versauten Jungs. Unsere Badeeinlage wurde von ca. 20 vorbeidrängelnden chinesischen Busgruppen fotografisch festgehalten, von denen sich komischerweise niemand zu uns gesellen wollte. Anschließend wurde es dann richtig gemütlich und wir fanden uns in einer warmen gut beleuchteten natürlichen Hotspring-Poollandschaft in der Höhle wieder. Hier tobten auch zu Emmchens Vergnügen einige kleine und auch erwachsene chinesische Kinder. Nach entspannenden 60 Minuten im Pool haben wir den Abend bei vorzüglicher Pizza im einzigen wirklich gutem italienischen Restaurant von wahrscheinlich ganz Yangshuo in unserem Dorf ausklingen lassen. Am nächsten Tag sollte es hoffentlich mit einem Schnellzug auf direktem Weg nach Guangzhou / Canton gehen. Der Taifun hat allerdings einige Verbindungen gekappt, aber wir waren guter Dinge. 

Donnerstag, 24. August 2017

Rice is rice, nana nanana

Angekommen in Ping'an, der ,,Hauptstadt'' der Longji Reisterassen, packte uns nach 8 Stunden Busfahrt  gleich der Bewegungsdrang  und wir kletterten zusammen mit Carla und Ingrid zu einer Aussichtsterasse, um den Sonnenuntergang zu bewundern. Dieser verschwand allerdings hinter einem Berg und war daher weniger spektakulär. Dafür war die Aussicht auf die saftig grünen und an steilen Hängen abenteuerlich geschwungenen Reisterassen umso spektakulärer. Der Rückweg führte wieder in unser Guesthouse, eine Jugendherberge, in der wir wieder jung sein durften. Dieses Holzhaus war sehr gemütlich und urig eingerichtet und irgendwie hatte es für uns tibetischen Charme und es wirkte wie eine Berghütte im kalten Himalaya. Allerdings bei 30 Grad.
Der etwas lethargische gebrochen englisch sprechende junge Herr an der Rezeption informierte uns auf Nachfrage über die Waschmaschine im ersten Stock. Auf Aufpreis könne man auch den integrierten Trockner benutzen. So hauten wir die Maschine mächtig voll. Nach vier kühlen Bieren und einem Waschgang später fragte Melli dann wieder unten nach, welche chinesisch betitelten Knöpfe denn für den Trockner zu betätigen seien. Mit Übersetzungshilfe eines anderen chinesischen Gastes stellte sich heraus, dass ein Trockner nicht vorhanden war. So spickten wir den gesamten ersten Stock samt Fensterläden, Aufenthaltsraum und unser Zimmer mit unseren nassen Unterhosen. Das zum Thema Kommunikation. Am nächsten Morgen haben wir beim Frühstück ein Telefongespräch des Mannes an der Rezeption mitbekommen und nach einer halben Stunde konnte ich es mir nicht weiter anhören und hab mal nachgefragt ob ich helfen kann. Eine Französin versuchte ein Bett im Frauenschlafsaal zu reservieren, aber scheiterte immer wieder an der Sprache. Wir sind froh, dass wir unsere Reservierungen nicht telefonisch machen müssen, sondern uns aufs Internet meistens verlassen können.
Der Tag sollte entspannt werden und wir machten kurze Wanderungen mit herrlichen Ausblicken ums Dorf. Emmchen gönnten wir einen ausgiebigen Mittagsschlaf und abends sind wir gemütlich mit den beiden Spanierinnen und der Französin essen gegangen. An dritten Tag machten wir uns auf eine Ganztageswanderung von Ping'an nach Dazhai. Es gab irgendwie keine Karte von der Strecke und Carla und Ingrid, die die Strecke am Vortag in 6 Stunden bewältigten, warnten uns schon vor, dass der Weg teilweise nicht leicht zu finden wäre. Allerdings wären überall Verkäuferinnen, die einem gegen Kauf von Wasser den richtigen Weg zeigen würden. Am Ende ließen die Beiden gegen eine Gebühr eine alte furzende Frau vor sich herlaufen, die ihnen den Weg wies. Das wollten wir vermeiden, wobei mir das Furzen egal gewesen wäre.
Nach ca. Eineinhalb Stunden Wanderung durch grandiose Einsamkeit standen wir vor einer Abzweigung ohne Schild und beide Wege waren gleichermaßen ausgetreten. Von Wasserverkäuferinnen keine Spur. Wir entschieden uns nach Bauchgefühl für den falschen Weg und nach fünfzehn Minuten bergab, kam uns eine alte Frau entgegen, die uns mit Händen und Füßen kostenlos und ohne Furzen vermittelte, dass dies der Holzweg sei. Alles wieder bergauf zurück mit einer 15 kg schweren schlafenden Emmalie auf dem Buckel. Das nächste Dorf schien der rettende Anker zu sein und wir kauften gleich im ersten Lädchen ein bisschen Proviant und Wasser. Das Dorf bestand aus einem Minderheitenvolk, der Yao, deren Frauen ihre Haare nie schneiden und turbanähnlich mit einem großen Dutt über die Stirn knoten. Die silbernen schweren Ohrringe lassen sie wie Piraten aussehen. Gegen Geld wollten sie ständig ihre Haare lösen, aber für lange Haare wollten wir kein Geld zahlen.
Die penetranten Anfragen auf ein Mittagessen im Ort wiesen wir freundlich zurück, weil wir nicht wussten wie weit es noch ist und Emmchens Mittagsschlaf im Rucksack zum wandern nutzen wollten. Dies nahm das ganze Dorf wohl persönlich und sie zeigten uns mehrfach den falschen Weg. Wir endeten mitten im nirgendwo auf einer Baustellenstraße und es dämmerte uns, dass das nicht der richtige Weg sein kann. Immer mehr penetrante Frauen hefteten sich an unsere Fersen um uns den Weg zu weisen. Ich war kurz davor nachzugeben, aber Melli weigerte sich. Wir beschlossen nur noch Männer nach dem Weg zu fragen, weil wir den Frauen mittlerweile nicht mehr trauten. Vor einem Kioskverschlag saßen aufgereiht vier schwitzende Bauarbeiter, die uns mehrmals auch mit Nachfragen versicherten, der linke Weg wäre der richtige. Zum Glück kam uns nach 50 Metern eine weitere Frau alleine entgegen, die uns wieder zurück schickte. In uns entflammte eine Wut, die wir prompt an den schwitzenden Bauarbeitern rausließen. Diese lachten aber nur dreckig. Der Weg schien aber endlich der richtige und wir waren heilfroh, als uns auch noch zwei westliche Wanderer entgegen kamen. Wir warnten sie vor, im Dorf nicht nach Hilfe zu fragen, aber sie versicherten uns, endlich auf der richtigen Fährte zu sein. Dann wurde auch Emmchen wieder wach. Von da an war es nicht mehr so schwer und wir schafften es in einer Rekordzeit von 5 Stunden. Der lonely planet sprach von drei bis vier Stunden. Egal, das Bier schmeckte umso besser. Zurück mit Bus und Sammeltaxi wollte Emmalie nach dem Essen unbedingt noch zu dem Ort im Dorf aus dem die lauteste Musik schallte. Es war eine Karaoke Bar ohne Gäste und der Besitzer sang herzzereißende chinesische Schnulzen. Tatsächlich hatte er ein paar englische Klassiker parat und wir schmetterten noch zwei Lieder bis es Emmalie zu laut und peinlich wurde. Am nächsten Tag sollte es, wie mit dem Typ an der Rezeption vereinbart, auf direktem Weg, mit dem Bus nach Yangshuo gehen. Dazu dann mehr im nächsten Post.

Mittwoch, 23. August 2017

Dongidylle

Die Zugfahrt war sehr entspannt und zu unserer Überraschung adoptierten wir diesmal ein chinesisches Kind und nicht andersherum, welches mit Emmchen das sticker Büchlein beklebte. Emmchen wird immer professioneller, was die ihr geschenkte Aufmerksamkeit angeht und sie verabschiedet sich mittlerweile immer von jedem Mitreisenden persönlich, wenn sie aus dem Zug oder Bus aussteigt. Der Zug hielt mitten im Nirgendwo namens Sanjiang train station und wir waren irgendwie froh, dass die Zeichen darauf hindeuteten, dass wir die großen Städte hinter uns gelassen hatten. Mit uns stiegen zwei Frauen aus Barcelona aus, die ähnlich hilflos nach einer Weiterfahrt suchten. Wir teilten uns einen Minibus und waren zusammen absolut erfolglos darin, mit dem Fahrer den Preis nach unten zu verhandeln. Er fuhr uns nach Chengyang, dort wollten wir eine Nacht verschnaufen, bevor es dann weiter gehen sollte in die Longji Reisterassen. Chengyang ist ein kleines Dorf der Minderheit der Dong, deren Architektur sehenswert ist. Sie haben schöne selbstgezimmerte Holzhäuser, interessante Türme und Brückenkonstrunktionen. Die Glockentürme fungieren als Gemeindehaus und wir sahen in ihnen alte Männer rauchen und Brettspiele spielen. Auf den Plätzen wurde Peperoni und Reis getrocknet, überall kreuchten Hühner und grunzten Schweine und wir fühlten uns pudelwohl. Zur Begrüßung ins Dorf auf der Brücke bekamen wir ein Ständchen gesungen und einen Schnaps gereicht. Das war ganz nach Mellis Geschmack und sie möchte jetzt überall wo es geht Reiswein trinken.
Im Zimmer bemerkte sie trotz  Schnaps, dass es aus Richtung des Tragerucksacks etwas ungut rieche. Bei genauerer Inspektion stellte sich heraus, dass die Gurte vollgesogenn mit altem Schweiß streng müffelten. Dies startete eine mehrtägige Odyssee des waschens und schnüffelns, bis schließlich anstrengendes schrubben und ausgiebiges trocknen in der Sonne am dritten Tag in Longji dem Geruch ein Ende bereiteten. Melli googlete schon nach Outdoorläden in Hongkong und ich war froh, daß Problem so gelöst zu haben.
Mit Carla und Ingrid haben wir abends noch in ihrem guesthouse ziemlich gebechert und die gemeinsame Weiterreise geplant. Emmalie schläft immer besser überall und so hat sie geduldig auf der harten Holzbank geschlummert, bis die Eltern genug gesoffen hatten.
Alle zusammen sind wir am nächsten Tag etwas übermüdet und verkatert weiter gereist nach Longji.
Die Fahrt gestaltete sich als weitaus länger als gedacht. Insgesamt mussten wir vier Mal überfüllte Busse wechseln und die Fahrt war sehr kurvig und holprig. Emmalie hat es scheinbar am wenigsten ausgemacht und sie erfreute sich an den mitfahrenden Hühnerküken, sie hatte allerdings auch am Vorabend nicht so viel getrunken. Ziemlich erschöpft durften wir am Ziel dann noch mit Sack und Pack bei sengender Hitze 20 Minuten einen steilen Berg hochkraxeln, um schließlich in unserem urigen Guesthouse in Ping'an inmitten der Longji Reisterassen anzukommen. Dazu dann mehr im nächsten Blogbeitrag. 

We love Fenghuang

Im letzten Blog haben wir ganz vergessen zu erwähnen, dass bei unserer Suche nach einer Waschmaschine durch heftigen Regen die Kamera ihr Leben lassen musste. Insgesamt haben wir mit Kameras kein Glück, die letzte ist beim Tauchen mit untergegangen, davor war es meistens der Strandsand, der uns die Kamera verhagelte. So mussten wir auch für diesen Trip extra wieder eine Neue besorgen, die genau drei Wochen gehalten hat... Allerdings haben wir sowieso die meisten Bilder mit dem Handy gemacht. Das einzige, was uns etwas stört, ist der fehlende Zoom, aber insgesamt haben wir dafür jetzt weniger zu schleppen und am Ende ist es nicht so kompliziert die Bilder der verschiedenen Geräte zu sortieren. Es musste wohl so kommen. Alle Bilder auf Facebook sind mit dem Handy entstanden und das sind eh genug.
Jetzt ist nur zu befürchten, dass das Handy irgendwann mal im Bus liegen bleibt. Das ist mir mittlerweile schon dreimal passiert, wobei ich jedes Mal rechtzeitig noch dran gedacht habe.
Nach Fenghuang ging es per Zug über Huaihua, dann per Bus weiter nach Fenghuang. Das Guesthouse, der lonely planet Tipp, war wunderschön am Fluss gelegen mit Blick auf die nachts atemberaubend beleuchtete Flussidylle mit Türmen und Brücken. Auf einmal waren in dieser Stadt auch wieder Westler unterwegs und das hieß auch, dass die meisten Menüs entweder Bilder hatten oder auf englisch waren. Das machte einiges einfacher.
Wir blieben dort drei Nächte. Am ersten Tag haben wir die Stadt erkundet. Der Fluss hatte ziemlich Hochwasser, so dass Emmchen viel Spaß hatte über die überfluteten Uferpromenaden zu plantschen. Es gab einige wackelige und enge Holzbrücken, rauschende Wasserfälle und das alles inmitten einer wunderschönen chinesischen Altstadt. Hier wurden vor den Restaurants sehr viele lebendige Tiere zur Schau gestellt, die man frisch auf den Teller bekam. Es gab Schlangen, Kröten, Hühner, Fische, Krebse, Enten, Gänse, Kaninchen und noch nie zuvor gesehene riesige Ratten. Diese waren die einzigen Tiere, die augenscheinliches Interesse daran hatten aus ihrem Gefängnis zu entkommen und rüttelten unaufhörlich mit ihren kräftigen Zähnen an der Gittertür. Für Emmalie war jedes Restaurant ein Highlight und wir sind uns nicht sicher, ob sie es als Haustierschau betrachtet oder wirklich versteht, was es damit auf sich hatte. Die Chinesen haben es vor ihr allerdings nicht verheimlicht. Vor unseren Augen wurden mehrmals Hühner direkt geschlachtet und gerupft, Fische ausgewaidet und Kröten in Plastiktüten gesteckt und auf den Asphalt geschlagen. Das schien sie alles ziemlich kalt zu lassen und sie verlangt nach wie vor immer wieder nach ekligem Essen. Da Emmchen immer noch keine Nudeln mag, sind wir kurz davor ihr die nächste Nudelsuppe als Würmerbrühe zu verkaufen. Das sollte funktionieren.
Am Abend wollten wir das Nachtleben austesten und wir fanden uns in zwei Bars wieder direkt am Wasser mit hörbarer chinesischer Livemusik. Wir machten Bekanntschaft mit den Tischnachbarn, zwei Lehrern aus Shanghai und gerieten in die freundliche Spirale des sich gegenseitig Getränke Bestellens. Am Ende sang uns jeder der beiden ein persönliches Karaokeständchen mit Livebegleitung. Leider konnten wir uns nicht revanchieren, da die Band keinerlei englische Lieder beherrschte, obwohl wir es mit allem versuchten.
Der zweite Tag bestand aus einer Sightseeing Runde durch das historische Fenghuang mit seinen alten Herrenhäusern und einer kurzen Bootstour über den Fluss. Sehr praktisch und recht untypisch für unsere bisherigen Chinaerfahrungen war, dass man ein Ticket für sämtliche Sehenswürdigkeiten bekommen konnte, und so gab es auch keine lästigen Warteschlangen. Überhaupt waren die Touristen relativ überschaubar. Eine recht neue Erfahrung für uns. Der letzte Tag bestand aus der Organisation der Weiterfahrt und einem schweißtreibenden Aufstieg auf den Hausberg, der ziemlich mystisch daher kam. Der Berg dient als eine Art Wunschbrunnen und war gespickt mit esoterischen Mahnmalen, hängenden Schirmen, komischer Blair Witch Dekoration in den Bäumen und an Zweigen gehängten Wünschen. Oben gab es noch ein Museum mit einer 999 Jahre alten Schildkröte, die ihr Leben auf einem Tisch verbringt. Das anschließende stürmische Gewitter überstanden wir in einem Teehaus, in dem es leider nur Tee gab, und als wir es nicht mehr aushielten, schenkten uns die Angestellten Regenschirme und Capes, um trocken in die Stadt zu kommen. Am nächsten Morgen ging es früh wieder zurück nach Huaihua, um einen Zug nach Sanjiang zu bekommen. Insgesamt war Fenghuang rückblickend die bisher schönste Stadt, die wir in China bisher besucht haben. Sie war sehr entspannt und die Mischung aus westlicher Kultur mit sogar gutem Kaffee, Nachtleben, dem romantischen Fluss, die alten Häuser, die Lage zwischen grünen Bambuswäldern und die chinesische Esskultur haben uns nachhaltig beeindruckt.

Samstag, 19. August 2017

Communication breakdown

Das Erste, was uns an Zhenyuan begeisterte, war die sehr entspannte Zugfahrt dahin im Bettabteil und das tolle und zuvorkommende Zugpersonal. Auch die Ankunft war für chinesische Verhältnisse sehr entspannt und von Anfang an hatten wir das Gefühl endlich die Massen hinter uns gelassen zu haben. Vielleicht haben die Chinesen aber auch die gleichen Ferienzeiten wie wir und diese sind zu unser aller kleinen Schadenfreude endlich vorbei.
Wir machten uns zu Fuß auf den Weg in unser zuvor über booking.com gebuchtes sich vielversprechend anhörendes Guesthouse am Fluss inklusive Englisch sprechenden Personal. Auf dem Weg waren wir schon sehr angetan endlich eine Kleinstadt gefunden zu haben mit Spitzdächern, roten Laternen und verschlafenen verwinkelten Gassen. Man konnte immer direkt in die Wohnzimmer der Anwohner schauen, welche ausnahmsweise nicht in gekachelten Wohnblocks hausten. Melli zeigte das erste Mal einen juchuh, ich bin in China Gesichtsausdruck, der allerdings bei Ankunft in unserer Unterkunft etwas verblasste. Drei zehnjährige Mädchen, eine dicke Hausfrau und ein Greis versuchten uns per Übersetzungsapp klar zu machen, dass kein Zimmer mehr frei wäre und die Infos im Internet nicht stimmen. Nach einigem Hin und her fasste sich der Alte ein Herz und machte sich mit uns auf den Weg  um eine neue Unterkunft zu suchen. Es war mittlerweile 20:30 und bereits dunkel. Emmchen war gefasster als Melli.
Die erste Unterkunft wollte uns nicht, die zweite war uns zu teuer und dann hatten wir plötzlich zwei gegenüberliegende zur Auswahl. Wir entschieden uns für die kitschigeren Tapeten und während ich noch schnell zum ATM sprintete beschlich Melli ein ungeheuerliches Vorurteil. Das ganze Hotel wirkte wie ein großes Bordell oder zumindest Stundenhotel unter dem Deckmantel von Massage und Pediküre. Auch die hektisch die Treppe runter eilenden und an der Rezeption zahlenden verschwitzten nicht nach wellness suchend aussehenden Kerle verstärkten diesen Eindruck. Wir waren während unserer Zeit die einzigen sesshaften Hotelgäste, aber haben bis zum Schluss keine Idee, ob Mellis Eindruck stimmte oder nicht. Nachts hörte man bis auf unaufhörliches Hupen von der Straße keine auffälligen Geräusche. Leider war während unserer Zeit in Zhenyuan der Wettergott nicht durchgängig gut gestimmt, aber wir machten das Beste draus. Der erste Tag bestand darin eine Wäscherei zu finden, was unter enormen Kommunkationsproblemen fast scheiterte. Ein kurzer Abriss zur Kommunikation passt hier ganz gut.
Englisch ist hier ein sehr rares Gut. Was immer geht ist bye bye oder your baby is so cute, aber das war es dann auch schon. Nach zwei Tagen in China hatte ich dann endlich die Lösung und ich lud mir stundenlang eine Übersetzungsapp runter, die ich auch offline benutzen kann. Das Problem ist allerdings, dass ich mit der nicht schreien kann, wenn ich deutlich werden muss und man nur ja oder nein fragen eingeben sollte, weil die Chinesen zumeist keine äquivalente app haben, und somit keine für uns verständliche Antwort für uns parat haben. Meistens sind sie auf Anfragen etwas überfordert und reagieren eigentlich immer auf chinesisch. Es dauert dann ziemlich lange, bis sie verstehen, dass wir davon kaum ein Wort verstehen. Anschließend kommen sie auf die Idee, das ganze aufzuschreiben und uns die Schriftzeichen vorzulegen, was uns natürlich auch nicht weiter hilft. Selbst die Körpersprache ist eine andere und so brauchten wir zwei Wochen um die Zahlen mit den Fingern einigermaßen zu übersetzen. Eine zwei bei uns ist hier eine acht. Zwei überkreuzte Zeigefinger sind eine zehn und so geht es weiter und hat mit unserem Zählsystem nicht viel zu tun.
Zurück nach Zhenyuan wollten wir, nachdem wir klatschnass durch die ganze Stadt geirrt sind und schließlich mithilfe einer klapprigen Omi eine Wäscherei finden konnten, Zugtickets für die Weiterfahrt kaufen. Dazu wieder zum Bahnhof und dort konnte wieder keiner englisch. Ich versuchte mit meiner app mein Menschenmöglichstes und die hilfsbereite Dame am Schalter riss mir mein Handy aus der Hand. Sie fing an wild darauf herum zu tippen, in der Hoffnung, mir eine Antwort geben zu können, mit dem Ergebnis, dass sie die stundenlang herunter geladene App binnen Sekunden komplett vom Handy löschte. Uff...
Die Rettung kam in Form einer jungen Chinesin hinter uns, die glücklicherweise etwas englisch konnte. Allerdings mussten wir den Tag über ohne Übersetzungsapp überleben. Hat aber geklappt. Ich weiß ja mittlerweile was Bier heißt.
In Zhenyuan gab es eine bezaubernde gut erhaltene Altstadt zu sehen, alles beeindruckend an einem breiten Fluss vor imposanter Bergkulisse zu bestaunen und ein Höhlenkloster am Berg war vor uns auch nicht sicher.
Emmchen kam kulinarisch endlich auf ihre Kosten und konnte voller Wonne Seidenraupen-Spieße schnabulieren.
Zudem gab es einen historischen Erfolg zu vermelden, nachdem wir schon auf Analspülungen aus der Apotheke zurück greifen mussten, weil sie Probleme hatte, sich auf chinesischen Hockklos zu entspannen, ist in zhenyuan der Knoten geplatzt und Emmchen zelebriert nun entspannter die asiatische Toilettenkultur als wir es je können werden. Ein Buch muss aber immer dabei sein.
Mittlerweile haben wir es auch raus, das Papier nicht hinterher zu werfen nachdem wir sämtliche Klos Halbchinas zum Überquellen gebracht haben. Einmal ging es so weit, dass ich, mit einem tiefen Griff in der scheiße wühlte nur um nicht nach einem Pömpel fragen zu müssen. Sowas kann nur ich, wobei ich nicht weiß, ob mein Leben ohne Geruchssinn mir da ein Vorteil ist, oder ein Nachteil, weil ich laufend die Drecksarbeit machen darf.
Nach drei Tagen ging es per Zug weiter nach Fenghuang in Hunan. Eine weiteres Flussstädtchen mit pittoresker Altstadt.
So, für heute ist genug geschrieben worden.

Liebe Grüße
Kasi, melli und emmchen 

Freitag, 11. August 2017

PETA forever

Morgens um 5 ging der Wecker und unser Zug von Kunming nach Anshun startete pünktlich und fuhr durch grandiose bewaldete Hügellandschaften. Wir hatten Glück, dass wir die meiste Zeit drei Plätze zur Verfügung hatten und Emmchen erst am Ende auf den Schoß nehmen mussten. Das Hotel in Anshun lag in einem überraschend interessanten Viertel. Eine Mischung aus Ausgeh, Wellness und Rotlichtviertel. Ums Eck lag ein kleiner Park mit den obligatorisch tanzenden und singenden Rentnern und einem kostenpflichtigen Vergnügungspark für Kinder. Hier gab es alles was Emmchens Herz begehrt, bloß jede Station kostete Geld. Sandkasten, kneten, Karussell, Hüpfburg oder Kletterlandschaft. Überhaupt haben wir hier noch nicht einen öffentlichen Spielplatz gesichtet. Zwei Franzosen mit Kind erzählten uns, dass es die in Malls gibt, aber die Rutschen nie rutschig sind. Das können wir jetzt bestätigen. Ein besonderes Highlight war ein leicht mit Wasser gefüllter Kinderpool in dem ca. 500 kleine Fische vor sich hinvegetierten. Der große Kinderspaß bestand darin, mit einem Netz die kleinen Fische in einer Plastikschüssel zu sammeln bis diese voll war. Zwischenzeitlich wurde mit den tolpatschigen Kinderhänden darin herum gemantscht. Alle 15 Minuten kamen die Angestellten mit einem eigenen Netz und entfernten die bereits erlösten Seelen. Wir schafften es trotz ständigem Zureden der Betreiber Emmchen davon zu überzeugen, dass dies kein schönes Spiel ist und es den Fischen aua macht. Immerhin...
Am Tag nach der Ankunft machten wir einen Ausflug zu Chinas größtem Wasserfall huangguoshu falls. Auch hier wurden wir wieder von Zwischenstation zu Zwischenstation gelotst. Im letzten Bus hielt dieser an sämtlichen Stationen des Nationalparks, aber keiner stieg aus. Wir dachten schon, wir haben eine sightseeing Tour im Bus gebucht und ärgerten uns etwas, aber schließlich durften wir dann auch aussteigen. Der Weg ging zunächst durch einen schönen Bonsaigarten und dschungelartige Natur bis zum wahrlich beeindruckenden Wasserfall. An diesem Tag war gefühlt ganz China hier und drängelte sich gespickt mit Blumenkränzen (es ging ja in die Natur....) und Sonnenschirmen in Richtung Wasser. So fühlte sich der Ausflug in die Natur eher an wie ein Ausflug am verkaufsoffenen Sonntag ins Nordwestzentrum bei schlechtem Wetter.
Viele Chinesen bedeuten auch gleich viele Emmchen Fans und diese waren hier besonders penetrant, so dass wir teilweise einschreiten mussten. Eine Frau riss sich Emmalie von hinten ungefragt auf den Arm, sie zeigte ihr zum Glück deutlich, dass sie es nicht gut fand und die Frau war kurz davor sich von Emmchen eine zu fangen.
Bei der Rückkehr waren wir ziemlich fertig und entschlossen uns am nächsten Tag auf einen Ausflug zu verzichten und zu entspannen.

Dies gelang uns zum Glück ganz gut. Vormittags erkundeten wir den in der Stadtmitte liegenden großen See inklusive Tanzbänderkür, Boot fahren und ganz alleine einen Berg hoch kraxeln. Mittagessen gab es bei einem Arbeiterwohnheim mit Hilfe einer per Videotelefonie zugeschalteten Englischlehrerin der freiwillig vor Ort Arbeitenden. Nachdem Emmalie unbedingt im See baden wollte und wir sie nur schwer davon abhalten konnten, da alle anderen Chinesen das auch taten, fragten wir im nahegelegenen Hilton, ob wir gegen Gebühr den Pool nutzen dürften. Der Tagespreis lag bei 40 Euro pro Person und diese 120 EUR waren uns definitiv zu teuer. Die Dame an der Rezeption gab uns aber den Tipp gegenüber zu fragen, dort gäbe es heiße Quellen für die locals. Trotz 35 Grad Außentemperatur zogen wir das durch. Die heißen Quellen entpuppten sich als wunderbares Entspannungs- und badeparadies für die ganze Familie und wir verbrachten einen grandiosen Nachmittag dort. Eine Bedienstete lief permanent mit der Übersetzungsapp auf ihren Handy neben uns her und selbst beim umziehen wich uns eine Angestellte nicht von der Seite und betrachtete jeden Handgriff mit Adleraugen.  Am Ende ließ die es sich nicht nehmen, Emmchen die Haare zu föhnen und zu kämmen.
Auf der Suche nach einem Restaurant zum Abendessen mit  Bildern auf der Speisekarte  kamen wir an einigen Fischrestaurants vorbei, vor denen riesige Welse in Plastikbottichen auf ihre Bestimmung warteten. Emmalie war Feuer und Flamme, aber leider gab es die Fische nur im Ganzen direkt vor Ort geknüppelt, entschuppt und gegrillt und das war uns für zweieinhalb Esser etwas zu viel. In einem Tattoo Laden entdeckte Emmalie einen kleinen bewindelten Babyaffen, der in einem Käfig gehalten wurde. Immerhin sorgten wir dafür, dass er für ein Foto mit Emmalie mal raus durfte und ein bisschen klettern konnte. Wir sind uns noch nicht sicher, ob Emmalie zum Vegetarier wird nach der Reise oder es sie einfach nur abhärtet. Im Moment will sie immer nur alles essen. Und wenn ich dann angeekelt reagiere, dann sucht sie nach noch mehr Tieren, die sie verspeisen könnte.
Den nächsten Morgen verbrachten wir wieder im Kinderpark und mittags ging es los im Schlafzug Richtung Zhenyuan, einer wohl schönen Kleinstadt am Fluss. Die Zugfahrt ist schonmal sehr entspannt, da Emmchen ihren Mittagsschlaf macht, trotz ständigem Handy im Gesicht, und wir diese Zeilen in relativer Ruhe tippen können. Bis bald.

Melli, Kasi und Emmchen 

Donnerstag, 10. August 2017

Wir leben uns ein...

Wir sind Füchse und haben es trotz Chinese Wall geschafft online zu bleiben. VPN sei dank. Deshalb melden wir uns jetzt schon aus Kunming. Fotos dauern hier ewig, daher werden die nachgereicht. Auf Facebook gibt's aber schon Milliarden.

Dienstag Mittag ging es mit Oma Lalala zum Flughafen. Sie war bei der Verabschiedung sehr tapfer, aber wahrscheinlich kam uns eine dicke Schraube in ihrem Reifen zugute, die wir am Flughafen entdeckten. Das hat sie abgelenkt.

Der Flug lief erstaunlich gut und mit dem Service von China eastern Airlines waren wir sehr zufrieden. Wo gibt es mittlerweile noch Bier umsonst im Flugzeug?

Neben uns hat ein freundlicher Mann Platz gemacht und so konnte sich Emmchen auf zwei Plätzen ausbreiten und hat fast durchgeschlafen. Melli fiel gleich auf, dass die chinesische Dame und der Herr von Welt einen Kamm allzeit bereit hält. Damit werden, so oft es geht, sowohl die eigenen als auch, und das noch viel inbrünstiger, Emmchens Haare gebürstet.

Je näher wir dem Zielort Shanghai kamen, umso mehr wurde sich ums uns herum geräuspert und gehustet, bis hin zu würgenden Kotzlauten, die hier allgegenwärtig sind.

Vom Flughafen aus brachte uns der Transrapid bis zur Metro und die dann fast bis vor die luxuriöse Haustür. Diesen Standard sollten und werden wir uns nicht angewöhnen.

Die Ubahn war proppevoll. Melli und Emmchen litten etwas unter den chinesischen Ausdünstungen und Emmchen stellte trocken fest, dass hier lauter kleine Kackahaufen wären. Auf Nachfrage, wo denn genau, meinte sie: na da, überall, die vielen Leute.

Der erste Tag war etwas verpennt, aber wir haben uns Mühe gegeben wach zu bleiben, um dem Jetlag ein Schnippchen zu schlagen.
Ums Eck lag ein auf alt getrimmtes shopping Paradies, was für unseren Zustand nicht gerade optimal war, bei der Menge der Leute. Daran angrenzend fand sich aber der wundervolle yuyuan Garten, der schon eher unseren Bedürfnissen entsprach. Ein klassischer chinesischer Garten, in dem Emmchen fette Goldfische noch fetter füttern konnte und wir in relativer Ruhe ein bisschen schlendern konnten.
Der nächste Tag, nach einer gemischten Nacht, war dann schon wesentlich frischer und wir besuchten zwei Tempel in der Nachbarschaft und von da aus zu Fuß und per Fähre zum zweithöchsten Gebäude der Welt, dem Shanghai tower, spaziert. Der Ausblick war spektakulär und Emmchen erzählte noch Tage später von dem hohen Turm und überhaupt der grandiosen Skyline. Frankfurt stinkt ein bisschen dagegen an.
Um Emmchens Karussellphobie auszutreiben, fuhren wir abends noch mit einem Riesenrad einer Mall, um die Abendlichter zu bestaunen. Das Highlight waren neben dem Ausblick die Bluetooth Lautsprecher, über die Emmchen wie von Zauberhand ihre Lieblingslieder hören konnte. Den nächsten Tag füllten wir mit einem Tagesausflug per Bus nach Zhujiajiao, einer alten kleinen Stadt, die mit seinen Kanalsystemen ein bisschen an ein chinesisches Kleinvenedig erinnert. Emmchen genoss ihren ersten fish spa, allerdings schaffte sie es, genau wie Melli, immer nur zwei Sekunden ihre Füße in das kitzelnde Fischwasser zu halten. Ein Tempelbesuch lehrte uns künftig keine Räucherstäbchen mehr anzunehmen. Dies führte zu einer Kette von Ereignissen, an deren Ende ein vorausgesagtes sich erfüllendes Lebensglück für uns alle stand, welches allerdings 20 EUR kostete.
Am nächsten Morgen ging es per Ubahn los zum Flughafen, auf dem Emmchen wieder die Attraktion war, und von Schulklassen und erwachsenen Kindern wild fotografiert wurde. Neben einem chinesischen Michael Jackson, der vermummt mit einer Horde Leibwächter und weiblicher Fans durch das Flughafengebäude huschte. Leider konnte uns keiner sagen, wer das war.
Einen kurzen Flug später waren wir dann in Kunming im wundervollen guesthouse lost garden. Wir schlenderten über den nahegelegenen Park mit großem See und staunten über wie auf Pillen tanzende Chinesen und schräge Gesangseinlagen. Auf der Zeil gibt es einen schrägen Chinesen mit Egitarre, der kommt uns mittlerweile gar nicht mehr so komisch vor, sondern eher angepasst und unauffällig, wenn man das hier sieht.
Endlich konnten wir auch unserer heimlichen Leidenschaft des Tretbootfahrens mal wieder nachgehen und Emmchen konnte ausgiebig Fische füttern.
Am nächsten Tag sind wir nun per Bus zu den Western hills gefahren und haben uns den Berg hochgeschleppt. Es gab spektakuläre Ausblicke auf drängelnde Chinesen, die in langen Schlangen vor allem möglichen stehen, aber auch wunderschöne Landschaft, Tempelhöhlengänge und eine aufregende Sesselliftfahrt. Zum Mittag gab es frittierte Heuschrecken, denen Emmalie gar nicht so abgeneigt war. Sie will seitdem ständig eklige Sachen essen, von Schweinefüßen bis zu Maden und Würmern würde sie sich am liebsten alles in den Gierschlund stecken.
Der nächste Tag war schon ein Vorgeschmack auf das was in Anshun folgen sollte. Ein Ausflug zum spektakulären stone forest in Shilling. Wir dachten wir sparen was, und sind per Stadtbus erstmal eine Stunde zum Busbahnhof gefahren, dann mit dem Bus 1,5 Stunden zum vermeintlichen Eingang. Da gab es teure Tickets für den Eintritt und für irgendwelche Elektroautos. Die E-Autos wollten wir uns sparen, also liefen wir knapp drei Kilometer zum eigentlichen Eingang.
Das hat Methode bei den Sehenswürdigkeiten in China. Irgendwie ist das nervig und es kommt einem wie Abzocke vor, allerdings hat das auch einen guten Grund, nämlich die Massen an chinesischen Touristen, westliche gibt es nicht, in kleine Anstehhäufchen zu verteilen und so irgendwie das Volk zu beschäftigen.
Anfangs lief es gut, die Steine waren wirklich beeindruckend und Emmchen hatte Spaß zu klettern. Irgendwann hat sie sich dann aber entschieden, ihren ersten Trotzanfall an der unpassendsten Stelle auszuleben. Sie setzte sich auf eine Treppe und wollte nicht weiter laufen, so dass niemand mehr vor und zurück kam. Man konnte sie weder mit Eis als Belohnung oder Eisverweigerung gefügig machen, die Antwort war immer nein. Die Lösung war einfach weiter zu gehen, bis die Chinesen ihre Chance witterten, das 'Mädchen mit dem goldenen Haar' zu betatschen. Plötzlich war Mamas Arm doch die bessere Alternative.
Später am Tag verliebte sich Emmchen das erste Mal Hals über Kopf. Ihre Wahl fiel auf ein ca. 9 jähriges Mädchen mit rosa Prinzessinnen Kleid und weißer Fellimitat Weste bei ca. 30 Grad. Sie lief mit dem Mädchen Hand in Hand bis zum Ausgang und machte somit die Familie überglücklich. Als das Mädchen in einen anderen Bus stieg, weinte sie bittere Tränen und redete noch Stunden später von dem Mädchen mit der kuscheligen Jacke. Morgen geht es per Zug nach Anshun. Dort gibt es unter anderem Chinas größten Wasserfall. Dazu dann im nächsten Post.

Viele Grüße aus dem hektischen China

Melli, Kasi & Emmalie