Routenverlauf der Reise

Samstag, 29. Juli 2017

Kurz vor knapp...

Hallo ihr Lieben,

nach einem relativ anstrengenden Tag sitzen wir nun fast zum letzten Mal für längere Zeit auf der Terrasse und genießen den lauen Frankfurter Sommerabend bei mehreren kühlen Äpplern. Das Stöffchen muss noch fleißig konsumiert werden, bevor es wahrscheinlich nur noch in Bangkok für teures Geld im Sektkühler serviert wird. 
Normalerweise wären wir jetzt schon wieder leicht wehmütig, da die Ferien schon in zwei Wochen wieder vorbei sind. Für uns ist es diesmal etwas anders. Die Ferien waren, auch wenn wir doch einiges unternommen haben, etwas seltsam, weil viele unserer Freunde im Urlaub waren und wir dagegen so viel Organisatorisches abarbeiten mussten. Aber wir wissen, dieses Jammern kommt hier nicht so gut an. Mittlerweile ist unsere ToDo-Liste abgearbeitet, aber leider war diese, wie abzusehen war, ziemlich unvollständig, so dass ständig etwas dazu kam. 
Wir sind nun gegen alle möglichen Widrigkeiten geimpft, Melli und Emmchen können sogar von tollwütigen Fledermäusen oder Affen gebissen werden, ich hingegen muss sie bekämpfen. Einer muss ja Geld sparen... 
Die Post wird umgeleitet, Sperrmüll ist, nach einiger Zeit indischer Verhältnisse vor unserem Haus, auch abgeholt worden und wir haben einen unglaublich unlukrativen Hofflohmarkt organisiert. Der Keller ist inzwischen auch recht leer geräumt, wobei 12 alte Autoreifen  kostenlos ihren Weg ins RecycleCenter gefunden haben. Wer, wie wir, leidenschaftlich Autoreifen  sammelt und keine passende Wasserrutsche zur Verfügung hat, kann sie dort mit wenig Schummelaufwand loswerden. Bei 12 Reifen bedeutet das, drei Mal haushaltsübliche Mengen (4 Stück) mit möglichst wechselnden Gesichtsausdrücken ohne Wiedererkennungswert nach Griesheim zu kutschieren. 
Sämtliche Handyverträge, Netflix und Sportvereinsverträge sind auf Eis gelegt oder gekündigt und zu guter Letzt und um die Spannung bei der Einreise in China zu erhöhen, haben wir auch die meisten Unterkünfte wieder storniert, um sich frei bewegen zu können. Ob uns das mal nicht zum Gegenteil und hinter chinesische Gardinen führt, werden wir sehen.
Emmchen und ich waren noch schnell beim Friseur  in der Hoffnung, dass wir die chinesische Haarschneidekunst umgehen können. 
Wichtig war auch, während Emmchen bei Oma und Opa verweilte,  nochmal ausgiebig zu feiern und damit Nachbarn und Freunde zu verabschieden, weil dies wahrscheinlich soooo schnell nicht mehr so unproblematisch  möglich ist. Das gelingt uns immer ganz gut. 
Ein weiterer Einschnitt war auch der Verkauf unserer Gangsterkarre, die wir noch für ein paar Monate vor der Reise dank Opa Bernd für einen Schnäppchenpreis ergattern konnten. Sie war zwar nicht immer zuverlässig, aber durch ihren tiefergelegten, breitbereiften und verbeulten alten Escobar-Charme hat sie uns immer wieder besänftigt. Nach der Glückwunschmail von Ebay Kleinanzeigen, dass unsere Anzeige jetzt online sei, verging keine Sekunde und das Telefon lief heiß. Ein sympathischer Kandidat, der unseren Benz in seine Heimat Marokko verschiffen will, kam mit uns ins Geschäft und gab uns einen Hunderter als Anzahlung bar auf die Kralle.
Eifrig riss ich die "zu Verkaufen"-Schilder aus dem Innenraum und pfefferte sie in den öffentlichen Papierkorb an der Straße. Zurück in der Wohnung hatte Melli dann plötzlich das Geld nicht mehr griffbereit. Kurz vor dem peinlichen Anruf beim Käufer, ob er uns denn wirklich den Hunderter gegeben hätte und ich schon jede Situation mit ihm gedanklich nach Rempeleien inklusive Taschendiebstahl durchgegangen bin, kam Melli dann  der Geistesblitz. Meine übereifriger Ordnungswahn hätte einem Pfandsammler viel Freude bereitet. Ohne Scham kramte ich im Mülleimer an der Straßenecke und fischte den sauber zerknüllten Schein wieder hervor.   
Unser Zwischenmieter kommt am Montag zur Schlüsselübergabe und dafür war heute der Zeitpunkt gekommen, die Wohnung von Privatem Zeug und angesammeltem Müll zu säubern. Dies hieß auch schon, sich festzulegen, was man auf die Reise mitnimmt und was bei Opa Jovan in der Scheune eingelagert werden kann. Eine Entscheidung, vor der uns allen schon seit Monaten graute. Wir haben einen Sprinter gemietet, weil wir dachten, da geht dann schon alles (20 Umzugskartons plus diverse 120 Liter Müllbeutel) rein.
Der Sprinter stellte sich dann heute morgen bei Abholung als LKW heraus, aber es gab kein Zurück mehr. Wenigstens brauchten wir uns keine Sorgen mehr zu machen, dass nicht alles reinpasst. Die Sorgen verlagerten sich eher dahingehend, dass der Wagen nicht aus Bockenheim raus passt. Gut, dass der Wagen vom Vormieter schon so eine kapitale Kerbe in der Front hatte, so war das Fahren etwas entspannter. 
Soweit zur Vorbereitung, am Dienstag geht es los Richtung Shanghai und drei Tage später dann nach Kunming im Süden Chinas. Von dort dann auf dem Landweg mit Bus und Bahn Richtung Hongkong. Wir starten mit einem für uns ungewohnten Experiment und nehmen es als Fastenkur, da wir auf Facebook und Google verzichten werden müssen. Mal sehen, wie wir das verkraften und ob wir die Möglichkeit haben, den Blog irgendwo in China weiterzuschreiben. Ansonsten hören wir uns erst in einem Monat aus Hanoi. Ab da ist dann wieder alles weitestgehend normal. Wir würden riesig über Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Fragen oder alles was ihr auf dem Herzen habt freuen, weil so ganz ohne Anschluss können wir nicht leben. Vielen Dank und tausend Bussis.

Melli, Kasi & Emmchen





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