Routenverlauf der Reise

Samstag, 30. Dezember 2017

Stockholm Syndrome

Wir wissen Bescheid, wir hinken enorm hinterher, aber wir müssen mittlerweile nicht nur Emmchen versorgen, sondern auch noch meine Eltern. Da kommt das Blogschreiben etwas zu kurz. Aber eins nach dem anderen. Hier sind wir immer noch in Bali und sitzen etwas fest.
Einen guten Schritt im Immigrationsbüro  vorwärts gekommen,  sollte es die nächsten Tage nochmal zum Tauchen nach Pemuteran in den Norden Balis gehen, bevor der letzte Schritt in Richtung verlängerter Visa geschafft werden sollte: Das Abholen.
In Pemuteran waren wir vor 5 Jahren schonmal, allerdings nur zum Schnorcheln und genau das war überhaupt die Initialzündung für einen Tauchschein. Die herrliche Korallensteilwand hat uns so angefixt, dass wir zum Tauchen unbedingt nochmal kommen wollten. So bot sich unser Visumszwangsaufenthalt dafür an. Wir nahmen ein Uber Taxi bis quer über die Insel ans andere Ende und hofften, dass der Fahrer nicht auf der Fahrt einpennt. Zwischendurch ist er immer mal weggenickt und ich konnte mich gar nicht oft genug räuspern. Irgendwann bot ich ihm an, eine Kaffeepause einzulegen,  er machte einen Toilettenstopp und anschließend wurde es besser. Im Hotel angekommen, stellte sich schnell heraus, dass wir die einzigen Gäste waren und wir die penibel gepflegte Anlage und den  luxuriösen Pool dank brodelndem Vulkan ganz für uns alleine hatten.  Wir kümmerten uns zunächst um das Tauchen. Da unsere Babysitter abgereist waren, gingen wir davon aus, getrennt zu tauchen, allerdings gab es außer uns keine weiteren Interessenten und nur für einen Gast würde das Boot nicht rausfahren. Also blieb uns keine andere Wahl als den elektronischen Babysitter namens Peppa Pig, Massen an Süßigkeiten und Spielzeuge mit aufs Boot zu nehmen. Das Bootspersonal erklärte sich gerne bereit, ein Auge auf Emmalie und natürlich auch mehrere Kameras auf sie zu richten, damit sie nicht von Bord geht.
Nachdem das dingfest war, liehen wir uns ein Moped aus und fuhren ein paar untouristische Tempel ab, in denen sich friedliche Affen tummelten. Die Gegend war wunderbar fruchtbar mit Balis einzigem Weinanbaugebiet.
Die Tauchgänge am nächsten Tag waren sensationell, Melli erblickte einen weghuschenden Hai und teilte es mir wie immer viel zu spät mit. Emmchen genoss in der Zeit Peppa Pigs ungeteilte Aufmerksamkeit auf dem kleinen Boot und kann seitdem mindestens zwei Folgen mehr auswendig nachsprechen. Anschließend gab es noch ein wenig Poolzeit und beim Abendessen hörten wir plötzlich deutsche Laute. Da auch noch zwei Kinder in Emmalies Alter dabei waren, fanden wir schnell Kontakt. Der Österreicher Hannes und das Nordlicht Tina hatten sich in Perth in Australien niedergelassen und gaben uns wertvolle Tipps und die Kids spielten ununterbrochen miteinander, daher verabredeten wir uns für den nächsten Tag gerade nochmal.
Ich durfte nochmal tauchen gehen und war diesmal komplett allein auf dem Boot, allerdings nicht so weit wie am Tag zuvor, aber ähnlich spektakulär. Melli genoss eine Massage während Emmchen wieder ihren Schweinchen nachhing.
Am Nachmittag machten wir einen Ausflug zur Schildkrötenrettungs- und Aufzuchtstation, wo Emmchen die Schildkröten füttern durfte. Am Abend trafen wir uns wieder auf, man höre und staune, ein paar Wasser mit den Exildeutschen beziehungsweise Österreichern und dann ging es relativ früh ins Bett. Nach drei Nächten sollte es wieder auf den Weg zur finalen Passübergabe in Richtung Jimbaran gehen. Damit der Ritt über ganz Bali nicht ganz so schläfrig wie der letzte werden sollte, beschlossen wir in den Bergen in der Mitte einen Zwischenstopp für eine Nacht einzulegen. Wir fanden eine Unterkunft in einem klitzekleinen Dorf mitten in der Pampa, die recht günstig war und vielversprechend aussah. Der Fahrer ließ uns an der Hauptstraße raus und von da aus ging es noch recht lange in die Wildnis zur Unterkunft. Ein überengagierter, stets grinsender Mann nahm seine einzigen Gäste in Obhut, und bot uns im Anblick an Emmalie ein Upgrade. So residierten wir in einer kleinen Holzvilla mit riesiger Terrasse inmitten einer dschungeligen Kaffeeplantage. Weil die umliegenden Hügel und die Reisfelder zum Wandern einluden, beschlossen wir unseren Gastgeber nach Wanderrouten in die Umgebung zu fragen. Er bot uns gutgelaunt eine Tour um 6 Uhr in der Früh an und wir sehnten uns nach Sam's selbstgezeichneten Wander karten aus dem Hippiecamp. Wir versuchten es auf eigene Faust, kamen nicht wirklich weit, da wir in eine Dreimonatsfeierlichkeit für einen Säugling einer Familie platzten, die es nicht ertragen konnte, uns so rumflanieren zu sehen. Wir schaffen es noch ein paar hundert Meter weiter, bis wir eingeholt wurden und zurückgepfiffen wurden. Irgendwie störte es sie, dass wir so mutterseelenallein in dem Kaff herum vagabundierten. Wir endeten an einem heiligen Baum im Reisfeld, resignierten in Anbetracht der zahlreichen Sackgassen und bereuten eine Fastenzeit eingelegt zu haben. Der Nachmittag würde sich mit Alkohol eindeutig flüssiger entfalten, aber wir blieben tapfer und beließen es bei einer frischen Kokosnuss, Staudamm bauen, Wasserschlangen beobachten und Emmchen lernte Pumuckel kennen.
Das gute Essen im Restaurant tröstete uns ein wenig von der Eintönigkeit in der Einöde hinweg und am nächsten Morgen gab es für Melli ein lokales Frühstück, für mich die üblichen Eier und bevor wir dann abreisten, bat uns der Honigkuchenpferdgastgeber mit deutlicher Panik in seinen Augen, um ein Foto von uns mit selbst gebasteltem Schild, das bezeugen sollte, dass Bali trotz Vulkan safe wäre. Man fühlte sich etwas in Geiselhaft genommen, aber wir fühlten auch mit den gebeutelten Balinesen mit, die aufgrund der histerischen Presse in Europa und Australien erhebliche Einbußen hinnehmen mussten.
Der Weg führte uns wieder zurück in den Süden, in die Nähe unserer heißgeliebten Visastelle. So in etwa muss sich das Stockholm Syndrom anfühlen.





























Sonntag, 24. Dezember 2017

Time to say goodbye

Kuta auf Lombok war  unsere letzte Station mit Sassi und Fakir. Eine warme Dusche und ein ausgiebiges Bad im Pool waren unsere ersten Amtshandlungen. Was sind wir doch für verwöhnte Weicheier!
Anschließend fuhren wir mit dem Moped nochmal die nahen Strände ab. Die Landschaft hier ist ganz anders als im Rest Lomboks. Recht trocken und mit grünen Hügeln fühlt man sich ein bisschen wie ein Hobbit in Herr der Ringe. Als wir bei der Besteigung eines der Hügel mitten in eine Wasserbüffelherde kamen, wurde es Emmchen dann doch etwas zu viel des Getiers. Den Rest des Tages verbrachten wir ganz relaxt am Strand. Am nächsten Tag sollte es wieder auf längere Mopedtour gehen. Wir klapperten 3 Strände ab, wobei der erste Strand gespickt war mit nervigen Tuch- und Armbandverkäufern und recht dreckig war, der zweite dann ausgeschildert als sauberster Strand Lomboks und ohne Verkaufsnervereien war ein wirkliches Highlight. Hier säubern die Anwohner wie in einer soliden WG mithilfe eines Putzplans alle paar Stunden den Strand und sorgen so für Wohlfühlatmosphäre wie in der Preplastikära. Am eigentlich klassischen Surfstrand Kutas waren überhaupt keine Wellen. Anschließend ging es zurück nach Kuta und ich suchte noch nach einem Friseur, der mich wieder in Form bringen und Emmchens Pony bändigen sollte. Wir landeten in einer Bruchbude, doch der Friseur hatte wahre Vidal Sasoon Ambitionen und schnibbelte Ewigkeiten an uns herum und machte seine Sache wirklich gut. Am Ende war es dann auch,  wie fast zu erwarten, teurer als eine Barberstube, wie ich sie mir gewünscht hatte.
In der Zwischenzeit freundete sich Emmalie mit den Kindern des benachbarten Bauernhofs an und fütterte Ziegen, Kühe und Hühner. Ein Küken schleppte sie mit in den Friseursalon und präsentierte es uns stolz.
Unseren letzten gemeinsamen Abend mit Sassi und Fakir verbrachten wir in einem mexikanischen Restaurant und mit viel Bier auf der heimischen Terrasse. Daraufhin beschlossen Melli und ich wagemutig bis Weihnachten auf Alkohol zu verzichten. Mal sehen, ob wir das hinkriegen...
Am nächsten Morgen ging es nochmal zusammen an einen weiteren Strand in der Nähe und mittags mussten Sassi und Fakir dann auch schon packen. Plötzlich ertönte ein Schrei aus ihrem Zimmer. Aus Sassis Rucksack war eine riesige Spinne gekrabbelt, die die Beiden ungern mit nach Hause nehmen wollten. Da sich keiner der Anwesenden traute, etwas dagegen zu unternehmen, fasste ich mir heldenhaft ein Herz und beförderte das Ungetüm mithilfe eines Bechers und einem Stück Papier in den Nachbarsgarten. Es soll ja Spinnenfreunde geben.
Die Verabschiedung von Sassi und Fakir war kurz und schmerzlos, aber es war für uns eine wohltuende Abwechslung und eine sehr schöne Zeit. Auch für Emmchen war es, glaube ich, ganz bereichernd mal andere Gesichter um sich zu haben als immer nur uns. Vielen Dank Sassi und Fakir für die schöne Zeit. Wir hoffen, wir haben euch nicht allzusehr gestresst. Es waren diesmal alle Flughäfen offen und der Vulkan stellte sich dem Abschied nicht entgegen.
Wieder auf uns gestellt, ging es nochmal an den Strand von Kuta, den Hippiedrachen auszuprobieren. Es klappte unerwartet ganz hervorragend und der Drache stieg in ungeahnte Höhen. Da Emmalie nach fünf Minuten mehr am Spielplatz als am Drachen interessiert war, verschenkten wir ihn weiter an die einheimischen Kinder. In der Hoffnung, dass diese doch noch von Armbandverkäufern zu professionellen Drachenbändigern mutieren.
In einem tollen Fischwarung rundeten wir den Tag ab und am nächsten Morgen sollte es früh per Auto und Boot wieder zurück nach Bali gehen. Es stand ja noch unsere unsägliche Visaprozedur auf dem Programm. Die Fahrt klappte super schnell und wir kamen direkt mit Sack und Pack gegen 15 Uhr im Immigrationsbüro an. Um nicht wieder an diese traumatischen Ereignisse erinnert zu werden, verweisen wir wieder auf unseren Frustabbaublogeintrag vom 6.12.2017 mit allen schmerzhaften Details dieses langwierigen Prozesses.
Am Ende des Tages kamen wir wohlbehalten aber ziemlich kaputt in unserer Unterkunft nahe dem Dreamland Beach auf der Bukit Halbinsel von Bali an, genossen noch ein bisschen den Pool und den Sonnenuntergang am Strand und fielen dann erschöpft ins Bett. Der erste Tag ohne Alkohol war schon geschafft.