Routenverlauf der Reise

Montag, 9. April 2018

Indien 1 : Neuseeland 0

Das Taxi brachte uns mitten ins Zentrum, wo unser Hostel zu finden war. Wir freuten uns schon, dass es im einem quicklebendigen Innenstadtviertel lag mit allem was das Großstadtherz so begehrt. Auch für die Abendunterhaltung wurde scheinbar in diesem Eckchen von Auckland viel geboten und wir waren ein wenig wehmütig, dass die Abende für uns eher mager aussehen würden, da Emmchen noch nicht wirklich in der Stimmung für ausgelassenes Nachtleben ist. Das Hostel war sehr modern ein- und für junge Backpacker ausgerichtet. Leider wurde unsere Vorfreude direkt bei der Ankunft mit einem Schlag vernichtet. An der Rezeption teilte man uns dann trocken mit, dass das Hostel ab 18 Jahren wäre und Kinder nicht erlaubt seien. So würde es auch im Netz stehen und man hätte die Bestimmungen überall nachlesen können. Das stimmt wohl, aber irgendwie hätten wir bei einem Hostel für junge Leute nie mit so einer Regelung gerechnet und daher diesen Passus wahrscheinlich beim Buchen einfach gutgläubig überlesen. Sowas gibt es sonst eigentlich nur in schicken Honeymoonhotels, in denen die frischverliebten Pärchen nicht mit der zum Teil harten Realität des Familienlebens konfrontiert werden sollen. In einem Backpackerhostel ist uns sowas die gesamte Reise vorher noch nie so passiert. Die Alternativen, die uns die überforderte Dame am Tresen anbot, waren mindestens dreimal so teuer, wie das gebuchte und kamen daher für uns nicht in Frage. Familien müssen in Auckland wohl entweder sehr viel Geld zahlen, wenn sie einigermaßen zentral wohnen wollen oder sie müssen in die Außenbezirke ausweichen. Dafür haben wir uns dann entschieden. Natürlich war es nicht so einfach, auf die Schnelle im übervollen Auckland so kurz nach der Hochsaison für den gleichen Tag etwas Geldbeutelpassendes zu finden, aber schließlich wurden wir dann im Süden von Auckland fündig. Der Bus brachte uns überraschenderweise ins indische Viertel, das lebendig, kunterbunt und voller günstiger exotischer Restaurants war. Auch unsere Unterkunft lag stilecht über einer Wäscherei und wurde von geschäftstüchtigen Indern geleitet, die uns nur fragend anschauten, als wir schüchtern nachhakten, ob Emmalie ein Problem darstellt. Unsere alte Hassliebe Indien hat uns also auch am anderen Ende der Welt den Arsch gerettet und uns mal wieder bewiesen, dass die hektischen Inder, die so ganz das Gegenteil der unserer Erfahrung nach biederen und recht kühlen Neuseeländern zu sein scheinen, für uns doch die Sympathischeren sind. Am Ende waren wie dankbar in diesem Viertel gelandet zu sein, aber es fühlte sich trotzdem irgendwie schäbig an, wegen eines Kindes von Vornherein ausgegrenzt zu werden, ohne dass irgendetwas vorgefallen wäre. Jemand der wie wir mit Kind in einem Hostel unterkommt, rechnet mit nächtlichen Geräuschen junger umtriebiger Reisender, nimmt das auch gerne in Kauf und würde sich nie darüber beklagen. Wir sind uns auch ziemlich sicher, dass die meisten jungen Traveler, zumindest die, die wir immer so kennenlernen, nichts daran auszusetzen haben, dass in einem der Doppelzimmer ein Kind übernachtet, solange wir keinen Stress machen. Vielleicht sind uns aber auch nur die Tolerantesten über den Weg gelaufen und der Rest hat uns weiträumig umschifft. Selbstverständlich ist uns klar, dass für uns ein Schlafsaal nicht in Frage kommt, weil wir natürlich niemanden um seinen erholsamen Schlaf bringen wollen. Alles in allem machte uns diese Erfahrung den Abschied von Neuseeland etwas leichter und irgendwie freuen wir uns wieder auf ein bisschen mehr Chaos und Hektik bei den nächsten Zielen unserer Reise. Australien und Neuseeland sind uns trotz ihrer Entfernung und phantastischer Landschaft von der Mentalität wahrscheinlich dann doch zu europäisch langweilig.
Nach dem Einzug in unser neues Quartier machten wir uns per Bus auf den Weg zu einem der vielen schlafenden Vulkane im Stadtzentrum von Auckland. Eine mittelmäßig anstrengende Bergtour wurde mit einem grandiosen Ausblick auf die Stadt belohnt und anschließend hatten wir uns dann auch ein leckeres Essen in einem südindischen Restaurant ums Eck verdient, welches unser Stammlokal in Auckland werden sollte.
Der nächste Tag stand ganz im Zeichen eines ausgedehnten Stadtspaziergangs, der alle Highlights der Stadt und sämtliche Bedürfnisse der Familie abdecken sollte. Es gab Spielplätze, Kultur, Schiffe, architektonische Wunder und am Ende landeten wir auf der Fähre Richtung Devonport. Hier kam ich noch mal auf meine Kosten und wir eroberten einen erloschenen Vulkan, der durchlöchert ist mit Bunkeranlagen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg. Zum Abschluss des ausgefüllten Tages fanden wir für Emmalie noch einen Wasserspielplatz gleich um die Ecke unseres Viertels und landeten wieder bei unserem Inder zum Essen. Nachdem wir Auckland rauf und runter gelaufen waren, planten wir für den nächsten Tag einen etwas weiteren Ausflug mit der Fähre auf die unbewohnte Vulkaninsel Rangitoto,  die Heimat ungebändigter Natur und vieler seltener Vogelarten geworden ist. Trotz oder vielleicht auch wegen unserer schweren Beine vom Vortag wurde dieser Ausflug ziemlich anstrengend, denn wir kraxelten bis hinauf an den Kraterrand und über Umwege wieder zurück zum Fähranleger. Die Landschaft war ursprünglich, als wäre die Insel durch den Vulkanausbruch erst vor wenigen Jahren entstanden und es faszinierte uns, das so eine Wildnis in Sichtweite zu einer großen Metropole existiert. Ein Highlight der Insel  waren  Lavahöhlen, die man abenteuerlich durchkrabbeln und teilweise auch durchlaufen konnte und Emmchen überwand Ihre Angst vor der Dunkelheit. Auf dem Weg runter schlief Emmalie dann in der Kraxe ein und unten stellten wir dann schockiert fest, das mal wieder eins ihrer Lieblingskuscheltiere, ein Regenbogeneinhorn, wohl auf der Insel zurückgelassen wurde. Wir redeten ihr ein, dass ein Regenbogeneinhorn ja unbedingt auf eine bewaldete Vulkaninsel gehört und es hier doch viel glücklicher werden würde. Bis zur Fähre hatte sie sich tatsächlich damit abgefunden und ihren Schmerz damit abgelenkt, dass sie ein weiteres herzallerliebstes Spielzeug vom Steg ins Wasser Falken ließ. Die kleine Froschfingerpuppe schwamm zügig ins offene Meer und ich konnte Emmchens verzweifeltes Drängen auf eine Rettung nicht mehr nachkommen. Sie weinte herzzerreißend, aber das Positive daran war, dass das Einhorn vergessen war.
In Auckland angekommen staunten wir nicht schlecht, als wir beim Aussteigen aus der Fähre am Ausgang das Einhorn warten sahen. Scheinbar hat ein aufmerksamer Wanderer hinter uns dieses wohl letzte Einhorn der Welt aus den Fängen des Vulkanwaldes gerettet und zur Abholung in die Fähre gebracht. Der Retter war nicht mehr zu sehen, aber Emmalie hin und weg. Da wir so froh waren, endlich Fish & Chips überwunden zu haben, landeten wir abends wieder in einem anderen indischen Restaurant. Später am Abend kam dann noch eine tröstliche Antwortmail auf meine Beschwerde beim Hostel, indem die Mitarbeiterin zumindest andeutete, dass diese Regelung des Ausschließens von Familien überdacht würde. Sie begründete es mit den angeblichen Wünschen der jungen Traveller, was sie allerdings nicht wirklich hinterfragt hatte. Vielleicht haben es ja die nächsten reisenden Familien etwas einfacher in Auckland. Man kann es nur hoffen.
Aufgeregt ging es am nächsten Morgen zum Flughafen und wir freuten uns nach so langer Zeit in Neuseeland wieder neues Ufer zu betreten. Fiji hieß uns mit einem lauten Bula in seinem Südseeparadies willkommen.






















































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