Routenverlauf der Reise

Freitag, 19. Januar 2018

In Geldnot

In strömendem Regen erreichten wir das Bergdorf Moni und flüchteten uns direkt in die fast einzige Kneipe des Dorfes, um uns mit Christina zu treffen, die wir vor fünf Jahren auf Gili Meno kennen gelernt hatten. Sie war mit einer Freundin auf Durchreise und der Zufall wollte es so, dass wir genau hier für ein paar Bier aufeinander trafen. Es war schön, mal wieder bekannte Gesichter zu sehen und mit ihnen deutsch zu sprechen. Leider ging es für sie nach ner knappen Stunde wieder weiter in die Gegenrichtung, aus der wir gekommen waren.
Das Restaurant machte einen genauso entspannten Eindruck wie das gesamte klitzekleine Dörfchen. Was uns und andere Traveller herzieht, sind die drei farbenfrohen Kraterseen von Kelimutu.
Diese wollten wir uns am nächsten Tag ansehen, wenn das Wetter zumindest vormittags gut sein sollte. Wir lernten dann den Homestay Besitzer kennen, einen jungen Rastafaritypen aus dem Dorf, der einen großen Kredit aufgenommen hat, um sich mit diesem Homestay einen Traum zu verwirklichen. Das Zimmer war einfach, aber die Gastfreundschaft sehr sympathisch. Emmalie schnappte sich gleich ein, aus einer Schmierölverpackung selbst gebasteltes Auto und zog es voller Wonne bei einem Spaziergang hinter sich her quer durchs Dorf. Das zog die Aufmerksamkeit sämtlicher Kinder des Ortes auf uns, die uns dann begleiteten.
Am nächsten Morgen sollte es uns per vom Nachbarn geliehenen Moped rauf auf den Vulkan mit seinen drei unterschiedlich farbigen Kraterseen gehe. Das Wetter sah vielversprechend aus und motiviert machten wir uns an die 40 minütige Bergfahrt zum Nationalpark. Am Eingang des Parks mussten wir mit Erschrecken feststellen, dass das geforderte Eintrittsgeld unser Budget sprengen sollte. Leicht genervt machten wir uns wieder auf den Rückweg nach Moni zum einzigen Bankautomaten des Dorfes. Endlich angekommen kam dann der nächste Dämpfer. Der Automat wollte keinerlei Verbindung zum Server aufnehmen und ließ all unsere Versuche mit sämtlichen Karten ins Leere laufen. Ziemlich geknickt kehrten wir zurück zum Homestay und beichteten dem Besitzer kleinlaut, dass wir die Nacht nicht zahlen können. Das Moped hatten wir glücklicherweise schon im Vorraus mit den letzten Kröten bar bezahlt.
Der Besitzer beruhigte uns damit, dass Geld keine Rolle spiele, wir sollen einfach glücklich sein. Aber wir könnten es in der Kneipe des Ortes probieren, dort könne man mit der Visakarte manchmal Geld abheben. Wenn das nicht hilft, sei der nächste ATM im nächsten Dorf 40 Minuten weiter. Natürlich gab es in der Kneipe nichts zu holen außer Bintang, auf das wir diesmal ausnahmsweise wegen akuter Geldnot verzichteten und so machten wir uns hoffnungsvoll auf den kurvigen Weg ins Tal zur nächsten Stadt. Selbstverständlich und wie es ihre Art ist, sponn Melli schon Schauermärchen, die alle beginnen mit: was wäre wenn.... Ich bin es mittlerweile gewohnt, diese mit der nötigen Gelassenheit zu ignorieren und wir kamen dann auch endlich am verheißungsvollen Ort an. Schon aus der Entfernung erkannten wir Trauben von Menschen vor der Bank. Guter Dinge schoben wir sämtliche Karten in den Schlitz und unsere Herzen sackten Karte für Karte in immer tiefere Hosennischen. Es kam nach wie vor kein Geld aus der Wand. Wir fragten die herum lungernden Menschen, die uns in Zeichensprache aufklärten, dass der Automat leer geräumt wäre und Nachschub eventuell erst in fünf bis sechs Stunden zu erwarten sei. Daher die wartenden Menschenmassen. Ein älterer Herr verwies uns auf ein gegenüberliegendes Geschäft, in dem man mit Visakarte an Geld kommen könnte. Im Geschäft verneinte man dies, aber man verwies uns abermals in ein weiteres Geschäft. Dort erstarb unsere letzte Hoffnung. Verzweifelt suchten wir Halt in der Bankfiliale, aber auch dort hatte man keine Lösung für uns parat.
So gurgten wir 50 Minuten mit gesenkten Häuptern wieder zurück nach Moni um bei unserem Gastgeber um Absolution zu bitten. Wir hatten leider nicht mal mehr Geld für die Busfahrt zurück nach Ende, wo unser Flug am nächsten Tag zurück Richtung Bali gehen sollte. Die Kraterseen hatten wir bereits abgeschrieben.
Der Rastafari entgegnete nur, wir sollen uns keinen Stress machen und glücklich sein, das wäre das Wichtigste. Er hätte schon einige andere Gäste unbezahlt gehen lassen. Das gäbe immer ein bisschen Ärger mit seinem Vater, aber das könne er verkraften. Dieser Rat war gut gemeint, aber richtig weiter brachte er uns nicht.
Während dieses unangenehmen Gesprächs zogen im einzigen Nachbarzimmer weitere Gäste ein. Wie sich herausstellte, ein  älteres Ehepaar aus dem Schwabenland. An unseren Blicken erkannten sie den Ernst unserer Lage und wir schmiedeten zusammen an einer ultimativen Lösung. Wie es sich für vorausdenkende deutsche Reisende gehört, hatten auch sie im Gegensatz zu uns, einen Sparstrumpf mit einem recht großen Batzen Bargeld dabei, von dem wir uns eine Scheibe abschneiden konnten. Wir überwiesen den empfangenen Betrag direkt an Ort und Stelle online auf deren Konto und plötzlich war die Welt wieder im Lot.
Mittlerweile war es nachmittag und wie angekündigt regnete es mittlerweile heftig. Durch die Wirren zusätzlich euphorisiert starteten wir einen erneuten Versuch die Seen von Kelimutu zu erreichen. Oben angekommen waren wir klatschnass, aber wir passierten das Kassenhäuschen mit stolz geschwellter nasser Brust. Die Seen waren jeden Cent wert, auch wenn es schiffte wie aus Eimern. So etwas Farbenfrohes gibt es sonst nur in naiven Kinderbüchern zu sehen. Überglücklich fuhren wir anschließend wieder zurück nach Moni. Auf dem Weg kamen uns drei Männer mit Gewehren entgegen, die uns stolz ihre Jagdtrophäen zeigten. Drei geschossene Affen für das Abendessen. Die Jagd wäre fast unsere letzte Hoffnung gewesen. Aber Chancen einen Affen zu erlegen malten wir uns nicht wirklich aus.
Unten angekommen gaben wir das Moped ab, bedankten uns bei unserem Lieblingsrastafari und den Schwaben, wechselten noch schnell unsere aufgeweichten Klamotten und stiegen in den nächsten Bus nach Ende. Ob wir aus der Erfahrung lernen und in Zukunft auch mit Sparstrumpf reisen, sei mal dahingestellt.














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