Routenverlauf der Reise

Mittwoch, 31. Januar 2018

Back to the roots

Endlich mal ein Neujahrstag, den man nutzen konnte. Kein Kater hielt uns auf und so schafften wir wieder einige Meter. Bei schönstem Wetter führte uns unser erster Weg noch einmal an den Strand von Coffs Harbour. Hier gab es für Emmalie Pelikane aus nächster Nähe zu bestaunen. Anschließend machten wir uns auf den Weg in Richtung Byron Bay. Auf halber Strecke machten wir einen Stopp am Yamba Beach, wo wir ein bisschen schwimmen wollten. Der heiß ersehnte Meerwasserpool direkt am Strand war leider viel zu kalt für uns Weicheier und so planschten wir nur ein bisschen im seichten Brandungswasser. Auf dem Rückweg erspähten wir einen verlockenden Fish & Chips Imbiss direkt am Hafen. Wir bestellten einmal das Familienpaket und für meinen Vater eine Portion Chicken Nuggets und staunten nicht schlecht, als die gesamte Speisekarte frittiert auf unserem Tisch lag. Für meinen Vater, der Fisch aus irgendeinem Grund nicht mag, war dieses Restaurant nicht unbedingt ein Highlight, denn Bier war auch nicht auf der Speisekarte. Aber es blieb für ihn noch ca ein Kilo Pommes übrig. Der Rest ging an die bettelnden Pelikane.
In Byron Bay selbst war keine Unterkunft mehr zu ergattern und so wichen wir ins Inland aus. Wir landeten in der absoluten Pampa auf einem Pferdehof. Drum herum gab es nur satte Wiesen, Pferde, Enten, Hühner und dichten Wald. Mit Grillgepäck bewaffnet freuten wir schon auf ein schönes Barbecue am Abend. Die einfache aber gemütliche Unterkunft löste nicht bei allen Mitreisenden die gleiche Wohlfühlatmosphäre aus und als dann noch der Strom ausfiel, hob dies nicht unbedingt die Stimmung. Zu allem Überfluss tobte draußen ein heftiges Gewitter mit Sturm und Regen. Die Zuversicht auf ein Steak am Abend schwand. Auf Nachfrage wie lange der Strom in etwa weg sein, erklärte der Besitzer, dass dies auch schon mal einige Tage dauern könne. Da die Grillhütte überdacht war und wir meistens hoffnungslose Optimisten sind, stellten wir uns schon mal zu zweit unter und fingen an das Känguru zu brutzeln . Gegen alle Erwartungen riss der Himmel genau so plötzlich auf wie er zuzog und schenkte uns noch einen tollen Regenbogen. Etwas spät aber besser als nie kamen wir doch noch zu unserem heiß ersehnten Barbecue. Als die letzte Kängurukeule verschlungen war, ging dann auch plötzlich das Licht wieder an. Die Welt war wieder in Ordnung.





















Dienstag, 30. Januar 2018

Tranfunzliges aber auch tragisches Ende des alten Jahres

Der letzte Tag des Jahres und wir wollten ein ganzes Stück an der Küste Richtung Norden vorankommen. Es sollte bis nach Coff's Harbour gehen, um dort Sylvester zu feiern. Die Straße Richtung Norden an der Küste entlang ist teilweise recht einschläfernd. Die Geschwindigkeitsbegrenzung bis 100 kmh, der wenige Verkehr und die teilweise ellenlangen geraden Strecken tun ihr Übriges. Wir waren froh, beim ersten Zwischenstopp im Koalahospital angekommen zu sein. In dieses Refugium bringen Menschen aus dem weiten Umkreis verletzte oder kranke Tiere, die dann hier aufgepäppelt werden. Manche besonders schweren Fälle dürfen einen festen Wohnsitz einnehmen und genießen Kost und Logis frei. Die Tierchen waren äußerst possierlich und wir konnten sie aus nächster Nähe betrachten. Es war zwar nicht ganz wie in freier Natur aber dazu haben wir auch noch was Gutes geleistet. Anschließend legten wir in Bellingen einen Stopp zum Mittagessen ein und wir staunten nicht schlecht, als wir gefühlt die einzigen Schuhträger waren. In diesem kleinen pittoresken Hippiedorf fühlte sich nicht jeder der Reisegruppe sofort wohl, aber wir wurden alle satt.
Anschließend ging es durch grünen Regenwald hoch in die Berge mitten in dichten Nebel. Am Aussichtspunkt hoch über den Bäumen ließ sich durch den Nebel leider nur erahnen, wie grandios die Aussicht sein könnte. Wir sahen nur ein weißes Rauschen.
Mein Vater hatte die Bäume satt und blieb am Informationszentrum hängen, der Rest machte sich auf den Weg ein Stück in den Wald einem Lehrpfad folgen. Das Warnschild "Achtung Blutegel" ließen wir arrogant links liegen, bis dann der Erste die Wade meiner Mutter attackierte. Jeder bereitete uns auf Schlangen oder Spinnen in Australien vor, aber keiner sprach von Blutegeln. Was wir in 10 Minuten runter gelaufen sind, waren wir in zwei Minuten wieder oben.
Der Rückweg aus dem Nebel sollte ein anderer werden, aber ich verschwieg dem Rest, dass ich auf einer Karte gesehen habe, dass der Weg nicht wirklich asphaltiert wäre. Die Karte könnte ja nicht auf dem neuesten Stand sein. Zunächst ging es aber zu einem Wasserfall, der von oben schon grandios war, aber meine Mutter und ich wollten ihn uns auch noch aus der Nähe anschauen. So rannten wir den Berg hinunter, während die anderen oben am Spielplatz pausierten. Das Wetter wurde besser und wir machten uns auf den Rückweg. Mein Vater hielt wieder die Luft an, als die Schotterpiste begann. Diese sollte noch 30 km durch dichten Urwald so weitergehen, aber wir wurden mit unserem ersten lebendigen Känguru am Straßenrand belohnt. Es war sogar ein relativ kleines Exemplar, ein bisschen dunkler, und wir glauben, dass es ein selteneres Bergkänguru gewesen sein müsste, was da vor unserem Auto ins Dickicht hüpfte.
Erst gegen Abend kamen wir in Coffs Harbour an und schon erwartete uns das nächste Hindernis. Wir hatten auf unserer bisherigen Reise immer Zimmer ohne Emmalie gebucht, da uns ansonsten immer Dreibettzimmer angeboten wurden und diese zum einen teurer und zum anderen nicht so häufig verfügbar waren. Emmchen war es mittlerweile sowieso gewohnt, zwischen uns im Bett zu schlafen und wir es einigermaßen auch. Der Hotelbesitzer stellte sich ziemlich an, als er Emmalie erblickte. Er faselte etwas von Versicherung und Haftung und hatte aus demselben Grund eine indische Großfamilie auf die Straße gesetzt. Diese stand immer noch hilflos vor dem Hotel und wusste nicht wohin. Wahrscheinlich aufgrund unserer Herkunft drückte er bei uns ein Auge zu und ließ uns in ein Zimmer. Wir durften nur den armen Indern kein Sterbenswort davon erzählen und schnell die Gardinen hinter uns zuziehen. Alles in allem ein sehr unsympathisches Kerlchen.
Wir warfen uns schnell in Schale und fuhren runter in die Stadt. Die Stadt war leider 3 km entfernt und so hatte ich das Los gezogen, an Silvester nichts trinken zu können. Dort angekommen war in den fünf Lokalen an der Promenade die Hölle los, aber wir fanden noch ein Plätzchen. Während des Essens hörten wir schon laute Knallergeräusche. Es war allerdings erst 9 Uhr. Nach dem Essen verbrachten wir die Zeit bis fast 12 Uhr noch auf dem Rummelplatz, wo Emmalie sämtliche Fahrgeschäfte durchprobierte und einen Riesenspaß hatte. Am Hafen gab es ein Bierzelt, das mit Livemusik lockte. Hier wollten wir ins neue Jahr feiern. Emmchen und Melli schwangen heftig das Tanzbein und um 12 Uhr warteten wir auf das Feuerwerk. Vergeblich. Scheinbar hatten sie ihr Pulver um 9 Uhr schon verschossen und um 12 Uhr passierte rein gar nichts. Das Städtchen lehrte sich rasend schnell und alle strömten nach Hause. So nüchtern wie ich war, war ich gar nicht so traurig drüber und wir taten es ihnen gleich.
Das neue Jahr sollte direkt mit einem tragischen Verlust beginnen. Im Hotel stellten wir fest, dass Emmalies Lieblingsteddy wohl noch immer auf dem Tisch im Bierzelt Däumchen drehte. Ein Zurück kam nicht mehr in Frage. Eine weitere Lektion im Loslassen, aber Emmchen war doch sehr traurig.
An Neujahr wachten wir das erste Mal seit langer Zeit nicht verkatert auf. Auch mal eine interessante Erfahrung.




















Montag, 29. Januar 2018

Dem Tod von der Schippe...

Frühmorgens brachen wir in Mudgee auf. Auf dem Weg wollten wir noch einen Stopp in einem der vielen Weingüter um Mudgee herum einlegen. Diesmal fanden wir ein offenes mit Probierangebot. Meine Eltern probierten sich schlückchenweise durch das Sortiment, Melli hatte es mit dem Magen und ich war der Fahrer und blieb standhaft. Zwei Flaschen durften dann mit in den Kofferraum. Auf der Landstraße hielten alle wie schon am Tag zuvor Ausschau nach lebendigen Kängurus, als mir plötzlich kurz nach einer Kurve ein SUV auf meiner Spur entgegen raste. Durch langjährige GTA-Erfahrung reagierte ich einzig richtig, scherte nach links in Richtung Graben aus, gerade zwischen zwei Leitplanken, und riss das Lenkrad anschließend wieder nach rechts. Das entgegen kommende Auto heizte einfach weiter als wäre nichts geschehen, Melli hielt sich die Augen zu und meine Eltern realisierten das Spektakel erst hinterher. Ein Frontalcrash mit 100 kmh wäre ziemlich unangenehm geworden. Ich glaube, wir können alle nochmal Geburtstag feiern. Nach dem Schock ging es weiter, aber Kängurus waren weiterhin nur liegend am Wegesrand sichtbar. Der Plan eine schöne Nebenroute durch einen Nationalpark zu nehmen führte auf unsere erste richtige Schotterpiste. Der Park war ein einsames recht trockenes Stück Australien mit schönen Ausblicken und Felsformationen. Während der Wanderung durch das Dickicht sprang plötzlich etwas davon. Ich meinte mein erstes Känguru erhascht zu haben.
Zurück an der  Küste ging es in den Tomaree Nationalpark, einem dichten Eukalyptuswald  von dem es hieß, dass die Wahrscheinlichkeit hoch wäre wilde Koalas in den Baumwipfeln zu sehen. Eine weitere Schotterpiste führte durch den Wald zu einem Parkplatz. Von dort führte ein weiterer sandiger Weg tiefer hinein in den Wald. Der Hinweis, dass dieser Weg nur für 4Wheel Drives zu nutzen sei, machte uns kurz stutzig, aber mit Blick auf den Knopf für 4W in unserem Auto ging es beherzt weiter. Die Proteste von hinten verstummten immer mehr und führten in eine letargische Schockstarre, aber das Auto lief wie am Schnürchen. Entgegen unserer Erwartung führte der Weg bergab in Richtung Strand, der muschelbedeckt und Aborigine Heiligtum war. Man durfte aus Respekt keine Muscheln mitnehmen und so ging es bangend wieder in Richtung Auto. Bergauf würde es bestimmt schwieriger werden. Nach intensiver Durchsicht des Handbuchs kannte ich mich mit der Allradfunktion aus und wir kurvten geradewegs durch tiefen Sand zurück zum Parkplatz. Wir gönnten uns noch einen kurzen Koalasichtungsspaziergang, fanden aber nichts als Bäume. Zurück am Auto hatten wir uns ein Bier verdient. Plötzlich bewegte sich etwas am Baum neben uns. Statt eines Koalas, zeigte sich uns eine riesige Echse am Baum.  Vor lauter Staunen bemerkten wir kaum den Polizisten, der sich mit seinem Auto scheinbar angeschlichen hatte. Da in Australien das Trinken im öffentlichen Raum streng untersagt ist, ließen wir unser Bier hektisch und viel zu auffällig im Kofferraum verschwinden. Man fühlte sich wieder wie mit 14 und ner Flasche Apfelkorn oder Tropicasekt unterm Rutschenhäuschen. Der Polizist fragte freundlich, ob wir einen schönen Tag hätten und uns ein paar Bier gönnten. Wir waren uns einig und verneinten diese Anschuldigung vehement im Chor. Wir versuchten plump abzulenken und zeigten ihm den Waran am Baum. Wir hatten einen verkrampften Smalltalk über das Tier und anschließend trollte sich der Polizist tatsächlich wieder.
Es ging weiter in den Ort unserer Unterkunft nach Maitland, in dem wir wieder ein Airbnb gebucht hatten. Die Wohnung war riesig und das ganze Haus inklusive Einrichtung war im Stil der 20er Jahre. Direkt unter uns war ein Pub mit Restaurant, in dem wir klassisch mit Burger, Pommes und Bier den Abend ausklingen ließen. Da war für meinen Vater die Welt wieder in Ordnung.
Wir nahmen uns vor, in dieser Oase noch eine weitere Nacht dranzuhängen und auch die Besitzerin hatte nichts dagegen.
So sollte es am nächsten Tag, nochmal auf Koala- und Geocachejagd gehen. Vorher starteten wir aber bei trüben Wetter zu einem Spaziergang durch Newcastle. Die Stadt wurde uns vom Barmann empfohlen, war dann aber eher eine Enttäuschung  Es gab ein paar wenige alte Häuser zu bestaunen und einen kleinen Aussichtsturm am Hafen. Ansonsten nur teures Frühstück. Melli meinte, dass Emmchen mal wieder neue Schuhe bräuchte, allerdings sollte dieser Ort auch kein Schuhgeschäft für Kinder haben. Wir wurden in eine große Mall außerhalb verwiesen. Für mich die Hölle auf Erden, aber wir wurden fündig. Nachmittags durfte ich das Programm gestalten. Eine schöne, aber schweißtreibende Rundwanderung führte uns durch dichten Eukalyptuswald und einem Strand. Bis auf einen Eulenschwalm ließen sich die wilden Tiere aber nicht blicken. Wahrscheinlich wurden wir aber von mindestens 3 Koalas unbemerkt ausgelacht. Am Strand genossen wir noch das eiskalte Wasser und abends dann wieder Burger und Bier in der heimischen Bar. Der nächste Tag sollte dann auf jeden Fall Koalas bringen, denn wir planten einen Besuch in einem Koala Krankenhaus ein. Hoffentlich kommt uns dann nicht wieder etwas entgegen.